Besetzt, besiegt, verbündet. Unter freiem Himmel, auf der Terrasse der Albertina, ein metallenes Gerüst – Eine Skulptur von Gudrun Lenk-Wane, die es zu erobern gilt. Das Gestänge im ungewohnten Ort steht für die Hürden und Irritationen in der Stadt.
Egal, ob man die im Programmheft erläuterten Intentionen der Tänzerin / Choreografin Saskia Hölbling und des Medienkünstlers / Philosophen Laurent Goldring liest und versteht oder sich einfach von der metallenen Architektur inmitten der historischen Gebäude (von der Oper über die Hofburg zur Albertina) und des damit kommunizierenden Körpers einfangen lässt: „Body in a Metal Structure“ ist eine faszinierende Performance. Ganz anders als bei der Voraufführung, die im geschlossenen Raum stattgefunden hat, wirkt schon die in den Himmel aufragende Skulptur, die von Nick Hummer zum klingen (seufzen, jammern, klopfen, singen) gebracht wird. Die Tänzerin, anfangs ganz in Schwarz gehüllt, hängt kopfüber, gefangen in dem Gestänge, klettert dann hoch hinauf, bis an die Spitze. Ist winzig klein und zerbrechlich inmitten der harten Materie. Noch kämpft sie mit den mitunter schwingenden, ausweichenden Teilen, tastet vorsichtig mit Füßen und Händen, wird immer sicher. Während der Mond dunstig umrahmt herauf segelt, zieht sich die Turnerin einen Rock an, wird zur Frau, die sich anschickt mit der Materie zu kommunizieren, Vertrauen aufzubauen, sie zu erobern. Geschmeidig gleitet der Körper durch das Labyrinth der kunstvollen Architektur, bietet sich der längst nicht mehr feindlichen Materie mit geöffneten Beinen dar, um sich, wenn das letzte Tageslicht geschmolzen ist, der Kleider zu entledigen, in schwarzer Spitzenunterwäsche wieder kopfüber an den Stangen zu hängen. Nicht mehr als Gefangene sondern jetzt als freiwillig Hingegebene. Der Körper ist Eins mit der metallischen Struktur.
Georgia ganz allein. Ganz anders die junge Tänzerin Georgia Vardarou, die ohne Installation, ohne Musik und Dekoration im Rahmen von [8:Tension] ihr Solo „Hardcore Research on Dance“ gezeigt hat. Die griechische Choreografin, geboren 1983, zeigt die tänzerischen Möglichkeiten des Körpers in präzisen, energiegeladenen und auch weichen Bewegungen. Wenn ein narrativer Kontext fehlt, schöpft der Körper aus den Erfahrungen, nicht als tanzender, sondern auch als sozialer Körper. Vardarou erinnert sich an den Tanzunterricht, den sie ab dem vierten Lebensjahr erfahren hat, an Begegnungen und Enttäuschungen. Die rote Jean hat sie ausgezogen, stellt sich in unkleidsamer Unterhose und unscheinbarem Oberteil dem Publikum und kann es fesseln. Ihre Bewegungssprache ist fesselnd, die Ästhetik ansprechend und auch wenn das Beugen der Arme, das Drehen der Hüften, das Heben der Beine nicht neu sind, so macht Vardarou sich die Bewegungen ganz persönlich zu eigen. Es ist ihr ganz eigener Tanz, erzeugt durch ihre eigenen Erinnerungen. Was sie mit der Performance der erfahrenen Saskia Höbling verbindet ist die Präsentation des Körpers, hier im leeren Raum, dort inmitten der sperrigen und beweglich nachgebenden Skulptur.
Dans.Kias / Saskia Hölbling & Laurent Goldring „Body in a Metal Structure“, 29. 7. 2012, Albertina Bastei.
Georgia Vardarou: „Hardcore Research on Dance“
Im Rahmen von ImPulsTanz