New Drive for „The Old Testament“. Zu den unzähligen Interpretationen des Alten Testaments gesellt sich nun eine neue Version. The Loose Collective hat sich mit den Bibel-Texten befasst und liefert eine unkonventionelle – und vermutlich die lustigste – Lesart. Formal ist daraus ein hinreißendes Musical geworden – perfekt inszeniert und umgesetzt.
Ganz dem Genre verpflichtet erscheinen die PerformerInnen gestylt: in pfirsichfarbenen Kostümen und mit schicken Fönfrisuren (Kostüme: Hanna Hollmann). Das erste Lied ein Chorgesang, der auch gleich die Methode vorgestellt: Aus den verschiedenen Büchern des Alten Testaments hat The Loose Collective Textfetzen herausgenommen und neu gesampelt – für gesprochene oder gesungene Darbietungen.
An einigen Stellen werden die Quellenangaben mit in den Text eingebaut. Aus einem Gespräch mit Uriel aus dem Buch Ezra (hier: Esdras) wird so eine schier endlose Feilscherei. Ein Song mag aus einzelnen Wörtern oder Wortgruppen aus verschiedenen Quellen zusammengesetzt sein, ein anderer vereint dagegen verschiedene Verse zu einem neuen Ganzen. Bei dieser Methode entstehen kluge Sätzen wie „Act, dance and sing, overcome and forget“, oder Nonsense wie „There are two kinds of people, people who are and people who are not“. Bei aller Skurrilität bleibt die Gruppe ihrer absurden Logik durchwegs treu: Jedes Wort ist zitiert, und zwar aus der King James Version aus dem Jahr 1611.
Die choreografischen Versatzstücke sind ebenso schräge Bewegungsanordnungen: die Performer schleppen einander über die Bühne, machen sich in einer Reihe und langsam vortastend auf den Weg nach Osten, oder performen einen kessen Gruppentanz.
Alle Facetten dieser Show entwickeln sich um die Musik herum, wie es im Musical eben üblich ist. In ihr ist alles drin, von Anklängen an die Barockmusik bis zum Postpunk. Songs als Referenzen an Lou Reed, Iggy Pop oder Blurt wechseln mit Balladen und Reggae Tunes. Und die Show endet wie sie begonnen hat: mit wunderschönem Chorgesang.
Die TänzerInnen und Performerinnen Alex Deutinger, Alexander Gottfarb, Thomas Kasebacher, Marta Navaridas und Anna Maria Novak sowie die Musiker Guenther Berber und Stephan Sperlich können ebenso gut singen wie sprechen. Alle können tanzen und spielen ein Instrument – oder machen es zumindest glauben.
Bereits ihre erste gemeinsame Produktion „Here Comes the Crook“ ist in die zeitgenössische Tanzszene eingefahren wie ein Blitz. Mit „The Old Testament According to the Loose Collective“ sind sie sicher weiterhin auf der Erfolgsstraße unterwegs, und offensichtlich haben sie dabei eben so viel Spaß wie das jubelnde Publikum. Getreu dem Motto: „Life sucks less with The Loose Collective“ Yeah!
„The Old Testament According To The Loose Collective“, Uraufführung, 19. Oktober 2012 im Tanzquartier Wien.
Nächste Aufführungen: 2. und 3. November im TTZ Graz