Kompromissloser Tanz. Es beginnt mit Steppen, die Tänzerinnen treten ein in einen Dialog der Füße. Man meint den lautmalerischen Titel des Stückes „DAH-DAH-SKO-DAH-DAH“ zu hören, mit dem Saburo Teshigawara und seine Compagnie Karas ihre Europatournee im Tanzquartier Wien starteten, und zwar mit einer Neufassung des Werkes aus dem Jahr 1991.
Saburo Teshigawara lotet die Bewegungen des Körpers auf ganz eigene Art und Weise aus, verbindet eine westliche Art zeitgenössischen Tanzes mit der Geisteshaltung des fernen Ostens. Die absolute Konzentration auf den Körper, die Harmonie der Bewegung mit der Atmung, all das erfährt man in seinen choreografischen Arbeiten. In „DAH-DAH-SKO-DAH-DAH“ gibt es beispielsweise eine Szene, in der Teshigawara die Bewegungen akustisch übersetzt und so einen Einblick in seine Technik gibt, die aus einer spirituellen Haltung heraus stupende Ergebnisse liefert.
Teshigawaras Tanz ist kompromisslos. Schnelligkeit ist bei ihm Turbo Speed. Wenn die TänzerInnen zu Boden fallen, und über die Bühne rasen, dann scheinen sie von einem Tsunami hinweggefegt zu werden. Langsamkeit ist Zeitlupe, kurz vor dem Stillstand. Die Verschiebungen im Körper sind extrem, die Bewegungen mal geschmeidig und katzenartig, dann wieder abrupt und eckig wie bei einer Militärformation.
In den letzten Jahrzehnten hat sich Saburo Teshigawara nicht nur als Choreograf, sondern auch als Pädagoge und Mentor einen Namen gemacht. Kontinuierliche Unterrichtsprojekte, die zu einer Aufführung führen, bestimmen einen Großteil seiner Arbeit. Eine weiter Facette sind Operninszenierungen, bei denen er wie bei seinen Choreografien auch für Licht, Bühne und Kostüme verantwortlich zeichnet. Auch in „DAH-DAH-SKO-DAH-DAH“ war er als Gesamtkünstler tätig, schuf ein Bühnenbild aus einfachen Quadern, die im Halbrund des Bühnenhintergrunds aufgebaut sind. Ein ausgeklügeltes Lichtdesign mit unterschiedlichen Lichtquellen und reflektierenden Goldfischbecken erzeugen Stimmungen, schaffen atmosphärische Umgebungen vor. Die unterschiedlichen Musikeinspielungen reichen von elektronischen Sounds bis zu melodiösen Stücken. Immer aber sind sie völlig im Einklang mit der Bewegung, scheinen sie zu motivieren, voranzutreiben oder zu verstärken.
Die Inspiration für Stück „DAH-DAH-SKO-DAH-DAH“ mag für Saburo Teshigawaras ein Gedicht des japanischen Dichters Kenji Miyazawa gewesen sein. Vermutlich rezitiert er es auch auf der Bühne, in einer Szene, in der der Choreograf neben einem Tänzer mit Katzenkopf einen Monolog (auf englisch) hält. Da man den Text aber aufgrund der Stimmverzerrungen ohnehin nicht begreift, spielt diese zentrale Szene für das Publikum eigentlich keine Rolle. Viel wichtiger und bleibende Erinnerung sind seine fantastische Bewegungssprache und die großartigen Tänzerinnen.
Saburo Teshigawara „DAH-DAH-SKO-DAH-DAH“, Tanzquartier Wien am 15. März 2013