Mit dem Gastspiel des Tao Dance Theater präsentieren die Wiener Festwochen die Arbeit des jungen Choreografen Tao Ye aus Peking. Die beiden Choreografien, die mit „4“ und „2“ betitelt sind, haben als Bewegungsstudien eine interessante Qualität, bleiben aber sehr abstrakt und distanziert zum Publikum. Tao Ye betreibt eine obsessive Körper- und Bewegungsrecherche, deren Performance trotz der eingesetzten Bühnentechnik Studio-Atmosphäre vermittelt.
Tao Ye hat einen überaus flexiblen Körper. Das war der Grund, warum er überhaupt zu tanzen begann. Diese Flexibilität ist auch die Basis seiner kinetsichen Forschung. In „4“ bewegen sich die vier TänzerInnen während des ganzen Stücks unisono als solider Block über die Bühne. Die Gesichter sind maskenartig schwarz verdeckt, die Haare stecken unter grauen Kopftüchern, der Körper in weiten, hellgrauen Oberteilen und dunkelgrauen Dreiviertelhosen. Zu hämmernden Schlagwerk-Klängen flitzen die vier über die Bühne, in tiefem plié, immer bereit geschmeidig in den Boden zu gleiten und gummiball-artig wieder aufzustehen. Die weiten Blusen verhindern aber auch den Eindruck, dass die vier als ein Körper agieren, denn der Stoff entfaltet in der Einheit sein Eigenleben. Auch wenn sich die Lichtstimmung des vorwiegend hell ausgeleuchteten Bühnenraums verändert, wird das Bewegungsmaterial kaum variiert.
Auch im zweiten Stück „2“, das der Choreograf zusammen mit seiner Frau Duan Ni tanzt – wiederum beide in grau gekleidet –, benützt er eine spezifische Bewegungsqualität. Hier verlassen die beiden Tänzer kaum den Boden. Zuerst liegen sie lange bewegungslos bäuchlings da, bevor sich ein Po emporreckt, ein Bein, ein Arm nach oben zeigt. Die Bewegung des einen wird wie ein Echo vom anderen zurückgeworfen, dann werden die gleichen Muster asynchron eingesetzt, um in der nächsten Sequenz wieder in Gleichklang zu enden. Trotzdem agieren beide autonom, treten nicht miteinander in Beziehung. Wie im vorangegangenen Stück erschließt sich auch hier die dramaturgische Bedeutung der veränderten Lichtstimmungen sowie des phasenweise eingesetzten elektronischen Sound - vorweigend als atmosphärisches Rauschen wahrnehmbar – nicht. Der Bewegungsfluss rollt unaufhörlich und unaufgeregt 50 Minuten lang vor unseren Augen ab.
TAO Dance Theater im Odeon im Rahmen der Wiener Festwochen am 31. Mai 2014. Noch zu sehen am 2. und 3. Juni