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Mozart1Mit „Mozart à 2“ und „Don Juan“ gab Thierry Malandain, Leiter des Choreografischen Zentrums Malandain Ballet Biarritz, seinen Einstand in Wien. Die zwei unterschiedlichen Werke zu Musik von Mozart bzw. Gluck weisen den vehementen Verfechter des klassisch-akademischen Tanzes als vielseitigen Choreografen aus. Zu musikalischen Meisterwerken von Mozart und Gluck entwirft er einen eigenständigen Bewegungsduktus, der auch ohne Spitzenschuh auskommt.

Mit „Mozart à 2“ hat Thierry Malandain fünf Pas de deux zu Adagio-Sätzen aus Mozart-Klavierkonzerten  kreiert. Obwohl hochmusikalisch inszeniert, verfolgt die Choreografie doch ihre eigene Agenda. In jedem Pas de deux kristallisiert sich bereits zu Beginn der Charakter der Paare und ihrer Konflikte heraus. Für seine Geschichten setzt Malandain kurze Bewegungsphrasen ein, die den Fluss von Mozarts Musik nicht sklavisch folgen. Der Choreograf setzt mit Posen Akzente, die im Vergleich zu Mozarts geschmeidiger Melodieführung oft eckig wirken. Das erzeugt ein spezielles Spannungsfeld zwischen der Bewegung und der Musik, verdichtet die Emotionalität der Paarbeziehungen.Mozart5

Die Duette sind vorwiegend Begegnungen des Abschieds. Obwohl die Duos jeweils sehr spezifische Stimmungen haben und die Rollen unterschiedlich gezeichnet sind, bleiben die Kostüme immer gleich. Als sollten die schlichten hautfarbenen Hosen und Kleider und Schläppchen für Männer und Frauen nicht von den inhaltlichen Zusammenhängen ablenken. Kann Kiyoka Hashimoto dem verschmitzten Witz von Masayu Kimoto nichts abgewinnen, so steht Alice Firenze ängstlich unter der Kuratel des sie misshandelnden Eno Peci. Nina Poláková und Alexis Forabosco interpretieren ein Paar, das gerne miteinander würde, aber nicht kann. Ihre Annäherung endet in (pantomimischen) Schreiduellen. Nina Tonoli und Davide Dato verschränken sich in Kamsutra-artigen Verrenkungen und in Ketevan Papava und Mihail Sosnovshi sehe ich ein alterndes Paar, das am Ende des Lebens voneinander Abschied nimmt.  Die TänzerInnen der Wiener Staatsoper setzen diese Charakterstudien sehr sensibel um, ganz besonders bestechen dabei das erste und das letzte Paar.

DonJuanDie klare, exakte Bewegungssprache von Thierry Malandain wird im zweiten Teil des Abends mit einer ganz anderen Dynamik aufgeladen und fordert dabei die TänzerInnen der Volksoper heraus. Malandain orientiert sich an den Grundlinien des ballet d’action, das Gasparo Angiolini zu Christoph Willibald Glucks Musik 1761 in Szene setzte. Malandain bemüht sowohl historische Referenzen mit barocker Opulenz und bricht sie gleichzeitig durch die strenge Geometrie des Bühnenbildes. Im ersten Bild liegt Don Juan aufgebahrt auf dem Tisch und wird von seinen Geliebten betrauert. Sowohl Damen als auch Herren en Travestie bilden die Trauergemeinde. In einer Art Retrospektive werden Szenen aus dem Leben des Schwerennöters eingeblendet. Der Tisch wird dabei zu einem wandelbaren Bühnenbild, in dem die dreieckigen, verspiegelten Tischelemente im Spiel um Verführung, Liebe und Intrige eine wichtige dramaturgische Funktion haben (Ausstattung: Jorge Gallardo). Drei Tänzer – Gleb Shilov, Martin Winter und Oleksandr Maslyannikov – verführen als Don Juan Elvira – in vielfacher Verkörperung, kämpfen mit dem Komtur (László Benedek) und mit dem Tod (Keisuke Nejime). Die Höllenfahrt des Don Juan, die in Glucks Ballett musikalisch nachgezeichnet wird, findet ihre Entsprechung in dynamischen Ensembleszenen mit prächtigen, weit schwingenden Kleidern in weiß oder rot (der Tod trägt schwarz).

Bei beiden Balletten leitete Jiri Novák das Orchester der Volksoper Wien mit viel Feingefühl, ebenso stimmig war István Mátyás’ am Klavier bei der Interpretation der Mozartschen Konzerte. Mit diesem Malandain-Doppelprogramm hat die Wiener Volksoper einen erfrischenden Ballettabend im Repertoire, bei dem sich die musikalische und choreografische Qualität die Waage halten.

Wiener Staatsballett: „Mozart à 2“ und „Don Juan“ an der Wiener Volksoper. Premiere am 16. November, weitere Aufführungen am 20., 24. , 27. November sowie am 5. und 10. Dezember.