Handwerk steht immer im Mittelpunkt der Arbeit von Dominik Grünbühel und Luke Baio alias Luke & Dom, denn sämtliche bühnentechnische Mittel werden in ihren Performances von ihnen selbst entwickelt, hergestellt und bedient. In ihrem jüngsten Stück „De-Il-Lusion" verwandeln sie die erweiterte Bühne im Tanzquartier Wien in einen Do-It-Yourself-Laden.
Sie marschieren auf wie eine sowjetische Arbeiterbrigade im grauen Sonntagsanzug mit Schlips. Im Gleichschritt betreten die sechs PerformerInnen und drei Musiker die Bühne. Sie können auch gar nicht anders, denn ihre Füße stecken in Schuhen, die an einer langen Latte befestigt sind. Und so klappern sie lautstark mit diesem überlangem „Fuß" auf den Holzdielen der vergrößerten Bühne in der Halle G des Museumsquartiers. Diese ist in diesem Fall auch Lagerhalle für all die Versatzstücke, die es eben braucht um ein Haus zu bauen: Platten unterschiedlichster Dicke und Größe sowie Latten verschiedener Länge werden angeschleppt. Man experimentiert mit dem Sound von dünnen Sperrholzplatten, die man auf dem Kopf balanciert oder misst den Raum mit meterlangen Stangen aus, die man ebenfalls auf dem Kopf trägt. Derweilen finden die Musiker (Manuel Mayr, Daniel Lercher und Mathias Koch) zu einer Art Lounge Musik zusammen. Darunter mischen sich nach und nach Baugeräusche, wenn Luke & Dom, Dagmar Dachauer, Nanina Kotlowski, Raúl Maia und Patric Redl geschickt und schnell an ihrem Haus bauen. Das steht dann bald in einem niedlichen Gärtchen samt Baum, hat ein kleines Fenster und ein schönes Giebeldach. Wenn sich die „Familie" am Abend darin versammelt, raucht es heimelig aus dem Kamin. Am nächsten Morgen: Gruppenfoto.
Im zweiten Teil wird das Haus wieder auseinandergenommen, in Einzelteile zerlegt und es wird versucht, ein Innenleben in Szene zu setzen. Einer sitzt in seinem Kabäuschen, isst und telefoniert im Staccato-Rhythmus, eine andere wälzt sich am Boden ihrer Kabine (wir sehen die Projektion auf einer Leinwand), eine verlegt Papierfliesen, die aber nicht an der Wand kleben, einer versucht mit den kleinen Versatzstücken des ehemaligen Hauses Brücken oder Balancekonstruktionen zu erstellen, die immer wieder in sich zusammenfallen. Luke & Dom haben sich eine Treppe aufs Dach und darauf eine Terrasse gebaut, wo sie nun Pfeife rauchend und Karten spielend sitzen. Am Ende steigen die TänzerInnen wieder in ihr gemeinsames Schuhwerk und verlassen klappernd die Bühne, zurück bleiben ihre Konstruktionen.
Ihre bisherigen Stücke („Dudes Go Camping", „Shoot me" oder „Ohne nix") haben Luke & Dom im Duo realisiert. In „De-Il-Lusion" arbeiten sie erstmals mit einem Team von Performern und Musikern. Und dabei scheinen sie das Wesentliche übersehen zu haben: dass die Stärke ihrer Arbeit in der strikten Konsequenz ihrer Handlungen und ihrem Humor liegt. Beides ist im ersten Teil von „De-Il-Lusion" noch vorhanden, geht aber im zweiten Teil in einer beliebigen Ansammlung von Einzelaktionen unter.
Dominik Grünbühel und Luke Baio: „De-Il-Lusion" am 15. März im TQW/Halle G