Antike auf rostigen Tonnen. Das Wiedersehen mit dem Aterballetto im Congress Center Villach (CCV) bot dem Publikum, das unter Kulturabteilungsleiter Gerald Gröchenig in den vergangenen zehn Jahren mit zeitgenössischem Tanz einigermaßen verwöhnt worden war, einige Überraschungen.
Die erfreulichste: Unter seinem langjährigen, nunmehr von Cristina Bozzolini abgelösten künstlerischen Leiter und Choreografen Mauro Bigonzetti hat das Aterballetto von Produktion zu Produktion zu einer wirklich eigenständigen zeitgenössischen Tanzsprache gefunden.
Die ebenfalls positive: Soviel Bühnenbild wie diesmal bei „Canto per Orfeo“ gab’s bei der einzigen freien Tourneekompagnie Italiens noch nie! Carlo Cerri füllte die Bühne mit rostigen Tonnen, die von den Tänzern mal gerollt, mal betrommelt, mal betanzt oder zu einem monumentalen tempelartigen Gebilde aus Unterwelt und Elision gestapelt werden. Manchmal auch beiseite geschoben. Denn getanzt wird in dieser postindustriellen Landschaft schließlich auch noch und die Live-Musik spaziert auf der Bühne herum. Was mit dem süditalienischen Ensemble Kitarodia (Akkordeon, Gesang) musikalisch wie tänzerisch als plakativ simple Show beginnt (wenn auch in interessanten Bewegungsansätzen), entwickelt sich im raffinierteren zweiten Teil zur ästhetisch spannenden Interpretation des antiken Stoffes.
Seit Kurzem sitzt Gert Christian Sturm auf Villachs Kulturamtssessel. Was er mit der von Gröchenig erfolgreich aufgebauten Tanzschiene im CCV machen wird, wird man erst sehen.
"Canto per Orfeo", Aterballetto aus Reggio Emilia, Gastspiel Congress Center Villach am 25.März 2014. Die Compagnie ist derzeit auf Deutschlandtournee.