Die Tänzerin Ulrike Hager und die Regisseurin Barbara Windtner haben sich auf die Suche nach der Tanzpionierin Isolde Klietmann gemacht, die 1938 bei der Machtübernahme der Nazis Österreich verlassen musste und von 1939 bis zu ihrem Tode 1996 in Argentinien lebte. Das daraus entstandene Tanz-Roadmovie dokumentiert die Spurensuche und versucht Isoldes Geist durch ihre mittlerweile auch in die Jahre gekommenen Schülerinnen zum Leben zu erwecken.
Isolde Klietmann gehört zu den PionierInnen des Ausdruckstanzes des frühen 20. Jahrhunderts. 1908 im heutigen Maribor in eine Musikerfamilie geboren, hat sie im Alter von 19 Jahren nach Tanzstudien in Hellerau und an der Akademie für Musik und Darstellende Kunst in Wien die erste Abteilung für Rhythmische Gymnastik und Künstlerischen Tanz im Linzer Musikerverein, dem Vorläuferinstitution des Bruckner Konservatoriums gegründet. Als Ballettmeisterin am Linzer Landestheater, Leiterin ihres eigenen Tanzinstituts und Tänzerin bei den Tanzgruppen von Ilse Larsen und Gertrud Bodenwieser ist ihr Name in den Archiven zu finden.
Da sie sich von ihrem Ehemann jüdischer Abstammung Hans Mostny nach der Machtergreifung der Nazis in Österreich nicht scheiden ließ, musste sie mit ihm das Land verlassen. Die beiden landeten in Argentinien, ihre Spur in den österreichischen Quellensammlungen, in denen die Tänzerin Ulrike Hager recherchiert hatte, verliert sich.
„Jeder, der Tanz unterrichtet, hat ja eine gewisse Idee, die er an die Schüler weitergibt. Was konnte sie da vollenden, was sie hier angefangen hat?“, fragt Hager, und fährt zusammen mit der Filmemacherin Barbara Windtner, die zu dieser Zeit gerade in Argentinien lebte und Isoldes Großnichte Monika Klietmann nach Mendoza, wo Isolde den Großteil ihres Lebens verbracht hat. Dort kannte vor ihr niemand den modernen Tanz, doch sie gründete ein Studio, veranstaltete Tanzaufführungen und schenkte der Stadt in der Wüste eine bis heute lebendige Tanzpraxis.
Anhand von Isoldes Tanzbewegungen, an die sich ihre Schülerinnen in Mendoza erinnern, entsteht ein Portrait der von ihren Schülerinnen tief verehrten, charismatischen Lehrerin, die in ihnen vor allem den Wunsch weckte, sich durch den Tanz individuell auszudrücken. „Sie inspirierte uns, Isolde hat uns geholfen zu fliegen“, sagen sie. Ulrike Hager und Monika Klietmann nehmen an den Stunden die Isoldes Schülerinnen nun in ihnen eigenen Studios geben, teil, versuchen den Geist der verstorbenen Künstlerin zu verkörpern. Das gelingt in teilweise sehr berührenden Szenen, etwa wenn Sonia Prado, eine Schülerin, die nur bei Isolde studiert hat, einen Tanz zeigt und die österreichischen Gäste in die Bewegungen einweiht.
„Auf der Suche nach Isolde“ ist eine einfühlsame Dokumentation geworden, in der die abwesende Isolde Klietmann ihre Hauptrolle behaupten darf anhand von nachgestellten Szenen, Fotos und Interviews. Dass die Spurensuche in Mendoza nicht einfach war, dass das Team viel Geduld und Hartnäckigkeit brauchte, um die Schülerinnen vor die Kamera zu locken, dass es drauf und dran war, das ursprüngliche Konzept zu verwerfen (und dafür einen kreativen Plan B entwickelte), ist ebenso Teil des Films wie die großartige Landschaft der Andenstadt, in der die österreichische Tänzerin trotz aller Widrigkeiten ihre künstlerische Aufgabe weiterführen konnte.
Am 28. April hatte der Film "Auf der Suche nach Isolde" Weltpremiere beim Crossing Europe Filmfestival in Linz, am 18. Mai hat er seine Wienrpemiere im Rahmen der FrauenFilmTage im Filmhaus Spittelberg (deutsch/spanisch mit englischen Untertiteln).