„Anthropozän“, die neueste Breakdance-Kreation von Valentin „Knuffelbunt“ Alfery mit seiner Crew „Hungry Sharks“ verbindet Sport und Kunst zu grandioser, zeitgenössischer Bühnentanz-Ästhetik. Die bejubelte Uraufführung am 14. Dezember in Salzburg geriet zum hochspannenden Kunstwerk. Ein erfreulicher Kontrast zur lächerlich primitiven Darbietung im selben Genre der „Red Bull Flying Illusions“ mit der Berliner Formation Flying Steps in der Wiener Stadthalle.
Auch bei den Flying Steps sollte mit Breakdance eine Geschichte bühnentauglich, ja zum Megaspektakel werden. Mit einem unsäglich dummen Plot, simpelster Choreografie und miserablem Sound kam dabei bei aller Körper- und Lichtkunst mehr Publikumsbeleidigung denn –unterhaltung heraus.
Wie von einem anderen Stern drei Tage später die Hungry Sharks in Salzburg, die intelligent, subtil und doch so kraftvoll das „Anthropozän“, das Zeitalter des Menschen mit seinen Auswirkungen auf unseren Planeten, zum packenden, zeitgenössischen Tanztheatererlebnis machten. Wohin brachte uns die Entdeckung des Feuers, war sie Fluch oder Segen? Wahlklagenfurter Alfery und seine Crew - die Mitglieder kommen aus verschiedenen Bundesländern – liefern mit perfekt, doch niemals vordergründig eingesetzten Urban Dance-Elementen, von Alfery selbst gestaltetem, spannenden Sound und raffinierter Licht-Technik (Joe Albrecht) eine kompakte Betrachtung von Entwicklungen mit ungewissem Ausgang. Vom Wunder der Entdeckung des Feuers, dessen Nutzung und Missbrauch bis zum Aufstand gegen den folternden Despoten. In stringenter Dramaturgie (Asli Kislal, Philomena Höltkemeier) bauen sieben Breakdancer - sechs Männer (Alfery, Patrick Gutensohn, Grue Moser-Kindler, Manuel Pölzl, Moritz Steinwender, Tarek Tilian) und eine Frau (Farah Deen) - mit ihren eigenen und Lichtkörpern eine neue Welt, die sie bewirtschaften, verändern und verderben. Angedeutete Beete, Zäune, Grenzen, Kriege, Migrationen, (wenig) Emotionen – Folgen des Feuers, leuchtend, glühend. Erstaunlich etwa die Ästhetik in der Gewalt der Rotlicht/Vergewaltigungsszene. Da kommt Alfery den ganz „großen“ des zeitgenössischen Tanzes schon ganz nahe.
Flying Steps: „Red Bull Flying Illusion“ am 11. Dezember in der Wiener Stadthalle
Valentin "Knuffelbunt" Alfery & Hungry Sharks: „Anthropozän“, Uraufführung am 14. Dezember in der Arge Kultur Salzburg. Weitere Vorstellungen am 4. und 5. Jänner in Klagenfurt, Theater Halle 11, am 7.und 8. Jänner im Dschungel Wien.