Sie ist ein Elementarereignis, seit sie die Tanzbühnen betrat. Ob als Frontfrau der legendären kanadischen Company „Lalala Human Steps“, im Video gemeinsam mit David Bowie oder als ihre eigene Choreographin. Louise Lecavaliers Markenzeichen waren in die Horizontale gesprungene Barreljumps, mit denen sie um ihre Partner wirbelte. Im Odeon begeiestere sie mit „Battleground“ das Wiener Publikum.
Heute, mit bald sechzig, ist ihr Tanz weniger sportlich-turbulent, mehr kleinteilig, aber immer noch hoch-energetisch und rasend schnell. Sie erarbeitet ihr Vokabular aus körperlichen wie mentalen Impulsen, und für „Battleground“ diente Italo Calvinos Roman „Der Ritter, den es nicht gab“ als Impulsgeber. Lecavalier durchpflügt in permanentem Tanz ihr viereckig geklebtes Spielfeld in schwarzer Hose und schwarzem Hoodie, die Kapuze über den Kopf. Hier wird nichts illustriert, auch wenn manche Sequenzen an eine reitende Ritterin erinnern.
Aus ihrem Schatten tanzt nach einer Weile Robert Abubo hervor. Umhüllt von Antoine Berthiaumes live mit der E-Gitarre gestaltetem Techno-Klanggebilde entwickeln sie eine Art Architektur aus Bewegung. Louise Lecavalier ist wahrlich die Sylvie Guillem des nicht-klassischen Tanzes.
Louise Lecavalier „Battleground“ am 6. August im Odeon. Letzte Vorstellung: 8. August im Rahmen von Impulstanz
Der Text ist ein Originalbeitrag für die Kleine Zeitung am 8. August 2018