Die bildenden und Performance-KünstlerInnen Wolfgang Sautermeister und Gabriele Oßwald trafen die Choreografin Doris Uhlich. Dann wollten sie ein Tanzstück mit ihr machen und sich damit einen Traum erfüllen. Drei Jahre dauerte die Recherche nach dem „unbeweglichen Tanz“. Das Ergebnis ist festgefahren, „stuck“. Der Titel ist Programm.
Die PerformerInnen Wolfgang Sautermeister und Gabriele Oßwald kommen aus den leichten Vibrationen, die ihre Körper hervorbringen nur selten heraus. Sie mögen unterschiedliche Positionen im Raum einnehmen, das leichte Shaken bleibt unverändert, führt nur selten zu stärkeren Bewegungen oder Aktionen. Am Ende werden die beiden vor einem Häufchen dunkelbrauner Schokolade sitzen, das sie selbst erzeugt haben, indem sie einen Schokohasen mit dem Föhn geschmolzen haben.
„Stuck“ ist ein Stück Konzepttanz, eigentlich das Gegenteil von Uhlichs jüngeren choreografischen Arbeiten, bei denen es um körperliches Ausagieren und Freisetzen von Energie geht. Das ist bei einem Stück mit älteren PerformerInnen, die sich erstmals als TänzerInnen versuchen, wohl nicht möglich. Der Bewegungs-Höhepunkt ist, wenn sich beide auf einen Holzscheit stellen und mit Tannzenzweigen wacheln. „stuck“ erscheint wie ein Stück über die Krise (des Alterns) mit leicht depressiven Tendenzen, über Ausweglosigkeit und über Ratlosigkeit (der Zuseherin). Wie auch immer. Doris Uhlich gibt dem Stillstands-Tanz im Tanzquartier Studio zumindest eine klare Raumstruktur.
„Dancing’s Demons“
Diese vermisste man bei Elizabeth Wards „Dancing’s Demons“ weitgehend. Zwar hatte Julia Zavasta mit einer Ketteninstallation, diversen Gegenständen und Visuals die Bühne der Halle G im Museumsquartier bestückt, auf der auch für das Publikum eine Tribüne aufgestellt wurde. Grundsätzlich, so meint man, ist die Auseinandersetzung mit der künstlerischen Geschichte immer eine lohnenswerte Aufgabe. Elizabeth Ward studierte an der Quelle, am Bennington College of Dance, dem ersten Studienzentrum für modernen Tanz, an dem unter anderem Martha Graham, Doris Humphrey, Charles Weidman oder Hanya Holm unterrichteteten. Doch bei Wards Bemühungen in diese Richtung hatte man eher den Eindruck, dass sie lediglich ein Vorwand zur Selbstdarstellung der drei beteiligten KünstlerInnen aus unterschiedlichen Disziplinen waren. Gelegentlich erkannte man tanzhistorische Referenzen, etwa die Handgesten aus Mary Wigmans „Hexentanz“, oder die Aufstellung in Bodenwiesers „Demon Machine“. Dazwischen tänzelte Elizabeth Ward quasi ballettös herum, und die PerformerInnen nahmen verschiedene Positionen im Raum ein. Der Tanz der Moderne, auf den sich Ward referiert ist politisch aufgeladen, einerseits durch die Vertreibung, anderenseits durch den Verbleib im nationalsozialistischen Regime. Diese politischen Brisanz weicht hier einer beliebigen Anordnung von Gesten, Objekten und Tönen.
Die "Vorbilder" (neben den Genannten waren das auch Hanya Holm und Dorothy Alexander) hätten sich wohl gewundert, wie man sich ihrer Werke ungefähr ein Jahrhundert später erinnert. Einziger Energiespender in diesen kraftlosen Aktionen war der treibende Sound von Ana Threat, die, ebenso wie Zavasta, als Performerin auf der Bühne agierte.
Doris Uhlich / Gabriele Oßwald / Wolfgang Sautermeister: „stuck“; Elizabeth Ward „Dancing‘s Demons“, beide am 31. Februar im Tanzquartier Wien