Das Kleine, Feine im kunsttechnisch hoch Qualifizierten ist es, was Sebastian Berger, nein, nicht zur Schau stellt, sondern der Zuseherin, die sich frei auf der Bühne bewegt, zum Selbstentdecken, Erkunden und Entschlüsseln anbietet. Ganz leise, jeder spektakulären Aufbereitung fern, lässt er diese, seine eigenständige Form zeitgenössischer Zirkuskunst wirken.
Ausnahmslos hochkonzentriert auf sein experimentelles Tun fokussiert sowie darauf, dass eine intendierte Aktion das eine und andere Mal nicht so wie beabsichtigt umsetzbar ist.
Seine weltweit einzigartigen Objektmanipulationen, die er in dieser immersiven Performance „Is it a trick“ dem uneingeschränkten Hinterfragen respektive „Hinterschauen“ aus jeglicher, vom Publikum selbstgewählter Perspektive freigibt, basieren eben nicht auf schalen Tricks. Vielmehr ist es ein kaum nachvollziehbares Können, das ihm diesen Umgang mit Stäben und Bällen erlaubt.
Ein Können, das einen Raum zwischen minimalistischer Performance, zarter zirzensischer Kunst und diskret ästhetischer Installation erleben lässt – wenn man bereit ist, sich mit größter Aufmerksamkeit der Ungewöhnlichkeit des sehr zurückhaltend Gezeigten zu widmen: Wird der Blick des Betrachters doch nicht nur durch überraschende Lichtführungen diskret abgelenkt oder gar genarrt, er wird auch durch die aufgestellten Spiegel in bezaubernd-verwirrender Art gelenkt. Getoppt durch die angebotene Möglichkeit, mit einem „eigenen“ Spiegel das perspektivische Sehen der anderen Teilnehme zu beeinflussen.
Für Sebastian Berger ist jede dieser Performances offensichtlich ein neuerliches Ausloten seiner körperlichen Feinfühligkeit im Bereich der Balance und der Schwerkraft. Dass es „… eine empirische Untersuchung von vorherrschenden Sehmodalitäten der Zirkusrezeption nach … soziokulturellen und kommunikativen Dimensionen des Zuschauens …“ ist, erschließt sich nicht unbedingt. Für die unbedarfte Zuseherin ist es vielmehr ein vergnügliches Erleben einer verspielten, verspiegelten Objektwelt, an der man mit nahezu kindlichem Staunen teilnehmen darf.
Kulturverein FENFIRE: „Is it a trick?“, 3.11.2022, Kristallwerk Graz