So richtig glücklich machte die erste Vorstellung der diesjährigen Frühlingsmatineen der Heinz-Bosl-Stiftung trotz sehr ehrgeizigem Stückwerk nicht. Leider. Dabei hat wohl nie zuvor ein vom Bayerischen Junior Ballett München fabelhaft präsentiertes Schlussstück dermaßen perfekt an die – terminlich wie gewohnt verzahnte – Ballettfestwochen-Premiere angedockt. Grund hierfür mag das angestrebte „engere Zusammenrücken“ von Ivan Liška – seit Konstanze Vernons Tod vor zehn Jahren Künstlerischer Leiter der Juniorkompanie wie der Matineen – und Staatsballettchef Laurent Hilaire im Hinblick auf eine noch intensivere Nachwuchsförderung sein.
Wunderbar ist jedenfalls, wie die Junioren – von Liška ganz bewusst auf professionellen Kompaniegeist mit intellektuellem Anstrich getrimmt – den Vormittag mit Jiří Kyliáns „Road-Choreografie“ aus dem Jahr 1982 kulminieren ließen: mit der Gustav Mahlers Musik entlehntem Titel „Lieder eines fahrenden Gesellen“ ein mit Freude und Wehmut getränktes Stück für fünf Paare, die einander in einem ständigen Bewegungsfluss vor dunklem, schemenhaft einen Weg andeutenden Hintergrundprospekt ablösen.
Tatsächlich hätten dem hart von Stil zu Stil springenden Programm – mit der nach der Pause vor allem durch die toll koordinierte Masse an Studierenden beeindruckenden zeitgenössischen Choreografie „The 6th Sense“ von David Russo (ehemals Mitglied des Gärtnerplatztheaterballetts unter Philip Taylor und seit langem erfolgreichen Dozent an der Ballett-Akademie für die Moderne) einleitende, verbindende, etwas tiefer greifendere Moderationen ganz gutgetan. Gerade für ein jüngeres Publikum und deren womöglich weniger ballettgeschichtskundigen Geschwister, Eltern und Großeltern erschließen sich avancierte Stücke wie Hans van Manens formschlankes und kantigeres „Concertante“ zu Musik von Frank Martin eher nicht von selbst – zumal im direkten Anschluss an eine eher kostümverschnörkelte (dafür aber mit sehr schönen, weichen Armbewegungen getanzte!) Ballettszene aus Glinkas Oper „Ruslan und Ljudmila“.
Warum nicht an Begrüßung, Eigenwerbung und Sponsoren-Dank noch den einen oder anderen Insider-Hinweis hinzufügen, worauf zu achten sich da beim Zugucken lohnt oder was diese modernen zwei Haupt- und zwei Nebenpaare in ihren gestreiften Trikots vielleicht umtreibt? Zumal die letzten Jahre meist auch auf die Mitwirkung der herzigen Allerkleinsten oder kurze, witzige oder einfach tanzspaßig-unterhaltsame Beiträge verzichtet wird. Dem Anlass entsprechend publikumswirksamer wäre das allemal.
Immerhin sorgten die Studentinnen der Ballett-Akademie der Hochschule für Musik und Theater mit Michel Fokines „Zauberschloss von Naina“ und mit den zahlreichen Formationswechseln, die darin vorkommen, für einen sauber einstudierten, grazil-delikaten Spitzenschuh-Auftakt. Live begleitet wurden sie von den Musikerkommilitonen des Volta Ensembles unter Leitung ihres engagierten Professors Mark Pogolski. Außer beim Divertissements aus August Bournonvilles dreiaktigem Ballett „Ein Volksmärchen“, dessen herausfordernde Fußflinkheit und Sprungschnelle am ersten Vormittag mehr noch die jungen Tänzerinnen als Tänzer der Ballett-Akademie technisch etwas überforderten, kam der Rest des ambitionierten, dabei nicht ganz so runden Programms vom Band. Doch genau deshalb sind Auftritte wie diese für den Nachwuchs in der Ausbildung so wichtig.
Frühlingsmatinee der Heinz-Bosl-Stiftung, Permiere am 26. März im Nationaltheater