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Openstage1Bereits zum vierten Mal bot Tanz Graz einen offenen Raum für all jene, die mittels tänzerischem Ausdruck auf einer Bühne etwas mitteilen wollen; zum ersten oder zum wiederholten Mal, erstmals in Graz, oder aber mit nationaler und auch internationaler Erfahrung. Der Verein, der sich für Aufmerksamkeit für dieses Kunstform, für Vernetzung, Unterstützung und Ausbildung Tanzinteressierter engagiert, rief und viele kamen. 

Das Kristallwerk, die Spielstätte der freien Theater in Graz, war nicht nur bis zum letzten Platz, sondern auch noch mit provisorisch hinzugefügtem gefüllt. Und die Anzahl der Mitwirkenden, die sich zum anhaltenden Schlussapplaus nach 14 Kurz- und Kürzest-Performances auf der Bühne drängten, bewies augenscheinlich, dass Tanz als Kommunikationsform auch in Graz eine Vielzahl an sehr beachtenswerten und zudem unterschiedlichsten Interpreten aufzuweisen hat.

Die Vielfalt der eng getakteten Präsentationen, die zwischen knapp zwei und bis zu 10 Minuten dauerten, vermittelte erfrischende Lebendigkeit dieser zeitgenössischen Bewegungskunst; jeweils prägnant  informativ einbegleitet von Margret Hausegger (Geschäftsführerin von Tanz Graz), deren begeistertes Engagement einiges zur unaufgesetzten, sprudelnden Atmosphäre dieses Performance-Reigens beitrug.Natter

So änderte ein kleines technisches Problem etwa auch nichts an der schließlich folgenden, glaubwürdigen Ernsthaftigkeit dessen, was Thora Hohberg in einer (noch?) verschlüsselten Szene ihrer für den Herbst geplanten Produktion zeigte. 

Ein vielversprechender Ausschnitt der für 25.März geplanten Premiere eines poetischen Tanztheaters von Susanne Rechberger lässt augenscheinlich eine stimmige Synthese von feinsinniger Choreografie und ebensolchem Text erwarten. Ein Miteinander anderer Art zeigten mutig Betty Kummer und Hanna Rath, die klassische und urbane Bewegungselemente eine Symbiose eingehen lassen.

Im kraftvoll-dynamischen Wechsel- und Zusammenspiel von Solo und Ensemble wird in der Choreografie von Sarah Krainberger und Genie Patrathiranond das weite Thema von Beziehung visuell verhandelt. In Patrathiranonds „Achilles Come Down“ mit Lara Habel fehlt ein wenig die in der Gemeinschafts-Choreogrtafie erlebte Griffigkeit.  

EignerBeeindruckend in ihrem formalen Minimalismus so wie in ihrer Ambivalenz von Langsamkeit und Dynamik scheint Lena Eigner um Erkennen von und Aussagen zu notwendigen Änderungen zu ringen; eine Fortsetzung, Erweiterung folgt hoffentlich.

Etwas schwierig der Zugang zu einer sehr kurzen, eigenwilligen Choreografie eines Duets von Aimée Natter-Fröhwein, während sie in ihrem Solo wiederum (s Kritik 27.1.24) individuelle innere und äußere Kämpfe in markantem Setting auf die Bühne bringt. 

Künstlerische Zusammenarbeit mit Marburg ermöglichten auch dieses Mal wieder einen Auftritt einer dortigen Gruppe: ŠIK Junior Collective. Bedrückend starke, klare Bilder (April Veselko, Choreografie) sowohl in aller Langsamkeit und Ruhe wie im Fluss, umgesetzt in unterschiedlichen Zusammensetzungen überzeugen. 

Zögerlich Nachdenkliches und kleines Feines dominiert auch und gelingt Ann-Kathrin Adam in ihrer Choreografie mit Tänzerinnen von substanz und Gästen. In der Stille agierend sowie zu Musik (Peteris Vask) vermögen sie zu berühren; das symbolisch angedeutetes Fünkchen Hoffnung am Ende vertieft um ein Weiteres. 

Originell „Glamorous Worms“, ein szenisches Spiel, das drei Teilnehmerinnen des Lehrgangs in zeitgenössischem Tanz im Tanzhaus aus einer dort erarbeiteten Choreografie in die hier präsentierten Form weiter entwickelten: aus einem (für sie) wesentlichen Anstoß entstand also wichtiges, weil eigenständig-kreatives Tun. Zurl

Einen wiederum (s.Kritik 27.1.24) sehr individuellen Tanzweg beschreitet Sarah Zurl in „Linien der Wahrnehmung“ zu Musik von Chopins Nocturne No.20. Die Kraft nonverbaler Kommunikation erfuhr sie schon als Kind durch ihre gehörlosen Großeltern. Dies und ihre professionelle Basis (in Contemporary Dance in Kopenhagen ausgebildet) verbinden sich zu einer tiefgreifenden Genauigkeit in der geführten Langsamkeit ihrer Bewegungen und damit zu einer besonderen Treffsicherheit in ihrer Kommunikation.

Tanz Graz: Open Stage am 2. Februar 2025 im Kristallwerk Graz

 

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