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Zerfall2Beachtlich, was eine erfahrene Choreografin und Tanzpädagogin aus bislang in dieser Form noch brachliegenden Potentialen der beiden Tänzerinnen Lilli Angermeier und Sonja Felber der TanzCompanyELLA herauszuholen vermag. Beachtenswert, was diese Gast-Regisseurin, Catharina Gadelha vom AGORA Theater, mit dem und um das Thema des Alterns theatral-tänzerisch aufzubereiten, spielerisch griffig auf die Bühne zu bringen vermag: Für alle Menschen ab 10 Jahren, wie das Tanztheater „Zerfall“ empfohlen wird.

Und zurecht, denn selbst noch jüngere Kinder waren während dessen einstündiger Dauer mucksmäuschenstill und anschließend mit Älteren neugierig und voll der Fragen auf der Bühne bei den beiden Künstlerinnen: Gadelha, die für Tanzvermittlung im Kinder- und Jugendbereich international tätig ist, erreichte also auf den jeweiligen, altersentsprechenden Rezeptionsebenen – langer Applaus – tatsächlich alle.

Auch, weil die muntere Dramaturgie von Jing Hong Okorn-Kuo trotz des eher ernst-trockenen Themas niemals Langeweile aufkommen ließ, weil in und mit der Regie unterschiedliche Aspekte dieses Themas angeschnitten wurden: kritisch sowie humorvoll; und, weil die beiden Performerinnen mit hoher Bühnenpräsenz all das gut umzusetzen imstande waren. Zerfall1

Dass im (Theater-) Spiel die eine und andere Überzeichnung seinen Platz hat – insbesondere, wenn sie mit Augenmaß wie hier geschieht -, trägt beim Publikum zur Aufnahmebereitschaft ernsterer Fakten bei. Die da schlicht etwa sind: Das Anerkennen von Tatsachen ist das eine, deren Befolgen das andere. Rückfälle – hier am Beispiel des wiederum Verwendens und damit des Glaubens an das Altern verhindernde Cremen – sind also inbegriffen und werden hier humorvoll aufgezeigt und tänzerisch bebildert: In zart schönen, geradezu poetischen Pas de deux Passagen des Trostes: Weil frau schon wieder nicht durchgehalten hat, wiederum den Versprechungen der Werbung verfiel. Oder in solchen, die für erreichten Erfolg stehen: das Solo des Loslassens und Entspannens Sonja Fellners zählt zu einem der Höhepunkte. Das von Lilli Angermeier am Standmikro zu einem weiteren: Wenn sie nämlich zum Widerstand gegen alle Schönheitsansprüche aufruft. „wa-bel-dil-di-de-o“, so der Untertitel der Performance und so ihr Credo, ihr Lied, wenn sie ihren (kaum vorhandenen) Bauchspeck wabbeln lässt und mit sängerischem Können so wie vor allem enormer Energie in Bewegung und authentischer Aussagekraft zum Annehmen, zum Akzeptieren von (alterbedingten) Gegebenheiten aufruft; zum Loslassen von Unwiederbringlichem.

Dieses überaus schwungvolle und unterhaltsame Tanztheater sollte nicht nur aus Gründen einer guten Zugänglichkeit und daraus möglicherweise resultierenden größeren Akzeptanz dieser Kunstrichtung viel Publikum finden, sondern auch, weil es ein heikles Thema in kreativer, belustigender wie sehr wohl auch berührenden Weise anspricht – für Jung und Alt.

ZERFALL: "wa-bel-dil-di-de-o", Premiere am 18. September 2025 im Theater am Lend

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