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Giselle3 FernandezCasalinhoAuch die dritte Besetzung von Neo-Direktorin Alessandra Ferri kann sich sehen lassen. Laura Fernandez Gromova, António Casalinho und Alessandro Cavallo erfreuten das Publikum durch hohe tänzerische Qualität. Alle drei sind ein Gewinn für das klassische Repertoire des Staatsballetts. Es war klug von Ferri, mit diesem Highlight des romantischen Balletts zu starten, das dramaturgisch alles bietet, was ein Handlungsballett im idealen Fall ausmacht: ein interessantes Libretto, ländliche Szenen mit Charaktertänzen, einen phantastischem Teil mit elegantem klassischem Tanz auf hohem Level und einprägsamer Musik. „Giselle“ ist auch ein passendes Stück, um das Können der Tänzer*innen zu präsentieren.

Die Titelpartie tanzte diesmal Laura Fernandez Gromova, eine der neuen Ersten Solist*innen. Die gebürtige Schweizerin mit ukranisch-spanischem Background und klassischer Waganowa-Schulung wechselte zuletzt vom Staatlichen Opern- und Ballettheater von Tiflis nach Wien. Sie ist eine luftige, technisch exzellente Giselle, die sich im Lauf der Vorstellung auch theatralisch steigerte. Ihr Ausdruckspotential ist groß und möglicherweise lag es an leichten Unsicherheiten ihres Partners António Casalinho als Herzog Albrecht, ebenfalls als Erster Solist ein Neuzugang, dass sie in Giselles Wahnsinnsszene noch nicht zu Topform auflief.Giselle3 Fernandez

Der Portugiese Casalinho kam in dieser Saison vom Bayerischen Staatsballett nach Wien. Auch er ist technisch ausgezeichnet und vielleicht fehlt ihm die Ausdruckskraft einfach noch aufgrund seines jungen Alters von 22 Jahren. So agierte er abseits der Tanzszenen etwas verhalten bis steif.

Giselle3 CavalliFeuriger, wie es die Rolle ja auch vorsieht, war der Italiener Alessandro Cavallo als Hilarion. Er kam als Halbsolist vom Béjart Ballet Lausanne zu Beginn dieser Saison nach Wien. Auch hier ist darstellerisch Luft nach oben, aber das entwickelt sich bestimmt mit der Erfahrung.

Wunderbar als Myrtha war wiederum Ioanna Avraam, doch auch die Freundinnen Giselles, beispielhaft sei nur Gaia Fredianelli genannt. Franziska Wallner-Hollinek ist eine erfahrene Berthe und jedes Mal erfreulich anzusehen.Giselle3 Avraam

Doch auch die Willis boten auf, was absolut nötig ist, um den weißen Akt zum Genuß zu machen – die exakte Präzision. Wiederum war das Corps de Ballett der heimliche Star des Abends. Man darf freudig gespannt sein auf alles, was Ferri in der Saison noch bringen wird.

Wiener Staatsballett: “Giselle” am 23. September in der Wiener Staatsoper. Weitere Vorstellungen am 22. und 23. September sowie im April und Mai 2026