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strauss2225 1Die Ballettakademie der Wiener Staatsoper unter ihrem neuen Leiter Patrick Armand sucht eindeutig neue Wege für den Ballettnachwuchs. Den ersten Eindruck davon vermittelte die Produktion „Strauss 2225: Dances for the Future“ für die Jugendcompagnie in der Choreografie von Robert Binet, der in seiner Fusion von klassischem Tanz und zeitgenössischer Ästhetik von einer Reihe von Künstler*innen unterstützt wurde.

Kreationen des kanadischen Choreografen Robert Binet werden unter anderem vom Royal Ballet London, The National Ballet of Canada, dem New York City Ballet, der Juniorcompany des Dutch National Ballet oder dem Ballett am Rhein getanzt. Für seine Arbeit mit den Wiener Nachwuchstänzer*innen im Gedenkjahr zu Johann Strauss' 200. Geburtstag hat er Komponist*innen beauftragt, sich mit der Musik von Johann Strauss zu befassen, und nachdem der Walzerkönig heute ein internationaler Botschafter Wiener Lebensart ist, hat er sich vielerorts umgehört und umgeschaut. Die Wahl fiel auf die Amerikanerin mit iranischen Wurzeln Gity Razaz, die Wienerin Annamaria Kowalsky, den in Berlin lebenden Litauer Gediminas Žygus und die Schottin Claire M Singer. Sie sollten Strauss’ Werke zitieren und gleichzeitig so verfremden, dass sie nicht mehr erkennbar wären. Damit wollte Binet den Bruch symbolisieren, “der uns in eine ´Welt 200 Jahre in die Zukunft führt`”. Drei der vier Stücke werden von einem Kammerorchester auf der Bühne gespielt.strauss2225 3

Auch die Texte für die Libretti der vier Teile wurden von unterschiedlichen Autor*innen geschrieben. Sie alle sind von den brennendsten Fragen unserer Zeit getrieben: Wie wird die technologische Entwicklung unsere Welt verändern? Wie die Klimakrise? Wie bauen wir Berührung und Beziehungen auf, wenn wir uns doch zunehmend isolieren? Wie wird das Verhältnis von Robotern und Menschen zueinander sein? In seiner Choreografie wagt sich Binet auf den feinen Grad zwischen menschlicher Realität und einer Welt der künstlichen Intelligenz. Emotionen werden auf eine Ebene gehoben, auf der sie nicht mehr unmittelbar gelesen werden können. Die Künstlichkeit der klassischen Tanzsprache leistet dieser Ambivalenz Vorschub und wird von Binet geschickt eingesetzt. Die zwölf jungen Tänzer*innen setzen diese mit überwiegend emotionsloser Mimik und einwandfreier Technik um. Die löchrigen Kostüme von Thomas Tait suggerieren eine dystopische Verortung – nicht alle Aussparungen in den Trikots wirken sich vorteilhaft auf die Figur der Tänzer*innen aus –, die von den stellenweise eingesetzten Spiegeln episch-cineastisch (Bühne: Shizuka Hariu) überhöht wird. 

strauss2225 2Die neue Spielstätte der Wiener Staatsoper – Nest, dessen Programm vor allem für ein junges Publikum konzipiert ist, kann alle technischen Wünsche erfüllen, die eine Inszenierung verlangt. Hier sitzen die Musiker*innen – unter der Leitung von Dan K. Kurland – hinter einem dünnen Vorhang am hinteren Bühnenrand. Den jungen Tänzer*innen wünscht man allerdings etwas mehr Platz als die kleine Bühne bieten kann, damit sie ihre Bewegungen optimal entfalten können.

Robert Binet: "Strauss 2225: Dances for the Future", Permiere am 10. Oktober 2025, gesehene Vorstellung am 12. Oktober im Nest.

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