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mendelssohnEdmund de Waal ist Inspirationsquelle für den Auftakt der neuen Saison des Tanzquartier Wien (TQW). In einem Stadtparcours zeichnen fünf KünstlerInnen Stationen der Familie des Autors nach, die dieser in einem Buch beschrieben hat. Danach geht es gleich weiter mit dem Bayerischen Staatsballett, das in der Halle E des Museumsquartiers Choreografien von Merce Cunningham und Richard Siegal tanzen wird. Darüberhinaus stehen weitere Gastspiele, Uraufführungen, und natürlich auch wieder theoretische Veranstaltungen und Workshops auf dem Programm.

Stadtparcours. Am 26. und 27. September setzen sich die Tänzerin/Performerin Milli Bitterli, die bildende Künstlerin Ana Hoffner, der Regisseur Thomas Jelinek, der Musiker und Komponist Florian Kmet und die Schauspielerin/Performerin Anna Mendelssohn in einem Stadtparcours mit verschiedenen Aspekten der Wiener Vergangenheit auseinander. Startpunkt ist der Theseustempel im Volksgarten, in dem zur Zeit eine Installation von Edmund de Waal zu sehen ist. In einem zirka zweistündigen geführten Stadtspaziergang wird für das Publikum erlebbar, wie sich die Fünf mit dem „verborgenen Erbe der Familie Ephrussi“, die de Waal in seinem Erinnerungsbuch „Der Hase mit den Bernsteinaugen“ beschreibt, auseinandersetzen.biped

Hoppla, Ballett. Leicht sei ihm die Wahl des Bayerischen Staatsballetts ja nicht gefallen, meint Walter Heun, Intendant des TQW. Denn Ballett ist ein no go in diesem Tempel der Zeitgenossenschaft. Aber: Cunningham wollte er haben, und den bekommt er halt nur bei großen Compagnien. Von diesen „kann das Bayerische Staatsballett Cunningham zur Zeit am Besten tanzen“, sagt Heun. Und so lässt er die Prinzipien außen vor und erstmals in der Geschichte des Tanzquartiers (das in seinem Namen durchaus keine Einschränkungen auf eine bestimmte Art von Tanz vorsieht), steht nun ein „Ballett“ auf dem Programm. Neben Cunninghams „Biped“ wird die Choreografie „Unitxt“ des ehemaligen Forsythe-Tänzers Richard Siegal am 1.  und 2. Oktober für sicherlich spannende Abende in der Halle E des Museumsquartiers sorgen.

badkeAch ja, fast übersehen: auch bei Les Ballet C de la B ist das ungeliebte Wort vorhanden. Sei's drum, dass diese Gruppe mit klassischem Tanz nicht viel am Hut hat, ist bekannt. Diesmal gehen die ChoreografInnen Koen Augustijnen, Rosalba Torres Guerrero und die Dramaturgin Hildegard Van Vuyst mit zehn palästinensichen TänzerInnen auf Spurensuche nach dem Volkstanz Dabke. Die Wandlungen die die palästinensiche Folklore dabei erfährt ist schon im Titel „Badke“ angelegt (7., 8. November). Weitere Gastspiele sind unter anderem Boris Charmatz/Musée de la Danse mit „levée des conflits“ am 14. und 15. November oder Christine Gaiggs Stück „Maybe the way you made love twenty years ago ist he answer?“ am 10., 12. und 13. Dezember (Premiere ist am 4. Oktober beim steirischen herbst).hoelbling

Uraufführungen. Bis Dezember gibt derer drei: Saskia Hölbling wird ihr „Squatting Project“ mit „bodies in tubes“ fortsetzen (10,. 11. Oktober), Superamas präsentieren ihr Startup-Unternehmen „SuperamaX“ am 23., 24. und 25. Oktober. Jefta van Dinther der zur Zeit noch als Residenzkünstler in Barcelona daran arbeitet, wird sein Stück „As it Empties Out“ am 17. Oktober in Wien zur Uraufführung bringen. Er ist ebenso wie das TQW Kooperationspartner von „modul-dance, einem europäischen Projekt zur Verbesserung der Produktionsbedingungen und der Mobilität freischaffender ChoreografInnen in Europa“. 

sciarroniDazu zählen auch Alessandro Sciarroni der am 31. Oktober und 1. November mit seinem Jonglage-Stück „Untitled _ I will be there when you die“ im TQW gastiert sowie die Cie Chatha von Hafiz Dhaou und Aïcha M’Barek mit „Kharbga“, das an das gleichnamige Spiel aus Nordafrika anknüpft (21. und 22. November)

Auch in den Studios wird wieder performt und theoretisiert, zum Beispiel bei der neunten Ausgabe von „Scores“ von 26. Bis 29. November mit dem kryptischen Titel: „(no)things. An artistic-theoretical parcours on choreographing things and re-thinking the body of choreography“.

TQW, Programmpräsentation am 16. September 2014