Der Live-Moment interessiert sie am meisten, so Angela Glechner, Intendantin der Sommerszene Salzburg, im Interview. Die unmittelbare Applaus-Reaktion des Publikums am Ende einer Aufführung erstaune sie immer wieder. Zum dritten Mal in Folge programmiert sie die Sommerszene, das über 30-jährige zeitgenössische Tanz- und Performancefestival in der Mozartstadt.
15 Produktionen, darunter internationale Gastspiele, österreichische Erstaufführungen, installative und partizipative Arbeiten kommen von 23. Juni bis 4. Juli an zehn verschiedenen Spielorten zur Aufführung. Bekannt für ihre klare programmatische Handschrift bietet Glechner heuer drei rote Fäden zur Orientierung: das Lokale, das Politische und das Museum.
Das Bekenntnis zur lokalen Szene der Stadt steht dabei an erster Stelle, auch um der Abwanderung in die Metropolen entgegenzuwirken, wie sie europaweit inzwischen üblich ist. Hubert Lepka eröffnet mit seiner Kompanie „lawine torrèn“ am 23. und 24. Juni die Sommerszene mit der Uraufführung „Sägewerk“, einem Stück über die künstliche Erzeugung von Natur. „Die Loge“, ebenfalls eine lokale Formation, verhandelt von 24. bis 28. Juni in „ohnetitel“ das Theatrale in unserem Alltag. Aus der luftigen Höhe einer eigens gefertigten Loge beobachtet das Publikum reales und inszeniertes Treiben der Menschen am Platz vor dem Salzburger Hauptbahnhof. Humorvoll-selbstkritisch wird Salzburg so in seiner Doppelfunktion als touristische Kulisse und konkreter Lebensraum verortet.
Der zweite Schwerpunkt ist politischer Natur, stellt unbequeme Fragen und lenkt den Blick auf ungelöste Konfliktzonen. Das belgische Kollektiv „les ballets C de la B“ setzt sich etwa in „Badke“ am 26. und 27. Juni über den levantischen Folkloretanz mit dem Minenfeld Naher Osten auseinander. Rabih Mroué erzählt in „Riding on a cloud“ am 1. und 2. Juli, wie ein Heckenschütze im libanesischen Bürgerkrieg das Leben seines Bruders Yasser für immer beeinträchtigte.
Ins Museum führt schließlich der dritte Faden. Kein Festival verzichtet derzeit auf die Begegnung zwischen bildender und szenischer Kunst. Die Dänin Mette Ingvartsen bezieht sich in „69 Positions“ von 25. bis 27. Juni auf die provozierenden Performances der Sexuellen Revolution um 1968. Das bulgarische Duo Alexandra Pirici und Manuel Pelmus, bekannt von ihrer Intervention bei der Kunst-Biennale in Venedig 2013, mäandert mit ihrer „Public Collection“ durch den laufenden Ausstellungsbetrieb des Museums der Moderne und re-inszeniert dabei Werke von Van Gogh über Yves Klein bis Valie Export.
Das und viel mehr unter: www.szene-salzburg.net
Der Text ist als Oringinalbeitrag am 22. Juni 2015 in der Kleinen Zeitung erschienen.