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sharedarlingsDie Aufforderung, das Angebot „Share your Darlings“ galt heuer bereits zum 4.Mal und richtete sich an KünstlerInnen aus dem weiten Kreis der Performancekunst, um angedachte und skizzierte Projekte KollegInnen und Interessierten zu präsentieren, sie gemeinsam und konstruktiv auf einer künstlerischen ‚Sharing & Feedback Platform‘ zur Diskussion zu stellen.

Es handelt sich also um ein Diskursformat, das in der vorliegenden Art jedenfalls in Österreich etwas Besonderes ist - von bemerkenswerter Qualität sowohl die Form der Durchführung als auch die Inhalte betreffend.

Ausgangspunkt für dieses Projekt war einerseits der Wunsch einiger der wenigen in Graz im Tanzbereich Agierenden nach besserer innerer Vernetzung gewesen und, andererseits, nach grenzüberschreitendem Austausch im Allgemeinen. Aufbauend auf einem Vorgehen im Tandem-Prinzip standen heuer hinter diese Veranstaltung acht Namen: Alina Stockinger, Veza Maria Fernandez Ramos, Katharina Dilena, Christina Lederhaas, Nadine Puschnigg, Marta Navaridas, Alexandra Degenhardt-Zach und Monika Klengel. Die Gäste kamen aus Spanien, Frankreich, Deutschland, Serbien und dem Iran sowie heuer auch FachkollegInnen vom Im_flieger Wien und tanzamt Klagenfurt. Grundsätzlich steht das an drei Tagen stattfindende Programm außerdem all jenen offen, die Interesse daran haben, in dieser Zeitspanne weitgehend kontinuierlich teilzunehmen und sich einzubringen.

Ein thematischer Schwerpunkt galt in diesem Jahr den Aspekten der audience-performer-relation und so gab es am Samstag - nach gleichermaßen entspannter wie strukturierter und zielorientierter Begrüßungs-, Vorstellungs- und Organisationsrunde - einen Impulsvortrag von Goran Tomka aus Belgrad mit historischen Informationen und aktuellen Überlegungen und Anregungen zum Umgang mit diesem, auch in der Fachliteratur wenig reflektierten Thema.

Das Kernstück des Programms, die künstlerischen und reflektierenden Auseinandersetzungen, erfolgte am Samstag anhand von 10 äußerst unterschiedlichen und entsprechend anregenden Darbietungen in Tranchen von zwei Mal 30 Minuten, in denen jeweils im ersten Teil präsentiert und im zweiten über das Gesehene diskutiert wurde. In bester Atmosphäre, ebenso locker und demokratisch wie konsequent durchgeführt, wurde das dichte Programm am Morgen von einem Warming up eingeleitet und zur Mittagszeit von einer charmant vom Iraner Saejd angeleiteten body percussion aufgelockert.

Die dem Format immanente Auseinandersetzung mit Rezeption war bei einem der vorgestellten Darlings auch unmittelbares Thema der Performance: Wo verläuft für den Künstler die ureigene Darstellungs-Grenze bzw. wo beginnt die Peinlichkeit – für ihn wie für das Publikum. Ganz allgemein stand in den präsentierten Skizzen kaum ein Plot, sondern vielmehr die Konfrontation mit dem Anderen im Mittelpunkt: mit einer anderen Person, aber auch und vor allem mit anderen Kunstgattungen, mit Musik, Bildender Kunst, Sprache, Film, Literatur – niemals als „Behübschung“ oder aber auch „nur“ als „Übersetzung“ in eine andere Kunst-Form. Wie hoch dieser Anspruch im Grunde ist, dies wurde in einem der vorgestellten Projekte bzw. Wünsche und Ziele zum Thema erhoben, ganz offen zur Frage gestellt: Wo sind die Möglichkeiten zu einem erweiternden Miteinander, wie könnten sie umgesetzt werden - in diesem Fall von Tanz und Literatur. Auch wenn diese Frage nicht erschöpfend beantwortet werden konnte: Hierbei wie bei allen anderen vorgestellten Projekten und Besprechungen gab es für ausnahmslos alle viel an Horizonterweiterndem und Weiterführendem, viel an anregender Kommunikation und neuen Kontakten.

Share your Darlings“ von 11. bis 13. Dezember 2015 im Kunsthaus Graz, SPACE 04 und im Theater im Bahnhof