LIEBE hat sich das Osterfestival Tirol, von 11. bis 27. März in Hall und Innsbruck, als Motto auf die Fahnen geheftet: freilich nicht (nur) im romantischen Sinn, sondern die Liebe als eine der „wichtigsten menschlichen Gefühlsausdrücke, in ihren unterschiedlichen Formen“. Um das Thema herum paart sich ästhetischer Hochgenuss mit politischer Brisanz und profunder Reflexion im bewährten Mix von Alter und Neuer Musik, Film und – einem besonders reichhaltigen – Tanzprogramm.
Das Osterfestival besticht jedes Jahr durch ein Programm, das nicht nur thematische Zusammenhänge sucht, sondern auch die spirituelle Zeit der Stille berücksichtigt. Bereits am 20. Februar startet die Serie „Orgelspiel“, in der an fünf Samstagen bis zum 19. März junge Tiroler und international erfolgreiche Organisten die Pirchner-Orgel der Pfarrkirche Hall bespielen werden. Zum Innehalten wird auch an „14 Orten“ in Hall und Innsbruck eingeladen. Von 5. bis 19. März werden täglich um 15 Uhr halbstündige künstlerische Aktionen im öffentlichen Raum stattfinden, um „der banalen Zeit“ zu widersprechen.
Zeiten miteinander verweben, das versucht die künstlerische Leiterin Hannah Crepaz in Hinblick auf die künstlerischen Arbeiten von Anne Teresa De Keersmaeker und Merce Cunningham, in Filmen wie in Bühnenwerken. De Keersmaekers frühe Arbeiten „Rosas danst Rosas“ und „Fase“ sind am 5. März in den Filmen in der Regie von Thierry de May zu sehen. Am 19. März sind Rosas auf der Bühne des Innsbrucker Congress in Keersmaekers bemerkenswerter Interpretation aus dem Jahr 2014 von Schönbergs hochromantischem Werk „Verklärte Nacht“ zu sehen.
Merce Cunningham zählt zweifelsohne zu den Top Ten der zeitgenössischen Tanzgeschichte. Legendär wurde seine choreografische Methode, die unter anderem ebenso wie die Kompositionsweise seines künstlerischen und privaten Lebensgefährten John Cage auf dem Zufallsprinzip beruhte. Die über 50-jährige Zusammenarbeit der beiden revolutionären Künstler des letzten Jahrhunderts hat Elliot Caplan in einem Film dokumentiert, der am 22. März im Leokino gezeigt wird.
Den Geist von Merce Cunningham holt der Choreograf Boris Charmatz mit „Roman Photo“ ins Heute. Den Fotoroman auf Grundlage des Kultbuches „Merce Cunningham, fünfzig Jahre – eine fotografische Sammlung“ wird er mit tanzbegeisterten Laien aus Tirol umsetzen (18. März).
Zuvor, am 12. März ist Boris Charmatz einer der drei Tänzer in der Performance „Ohne Titel“ von Tino Seghal, und wird ebenso wie Andrew Hardwidge und Frank Willens in einem Solo tanzhistorische Momente Revue passieren lassen.
In „Zeit-Bild“ setzt der französische Choreograf Etienne Guilloteau Musik von Carter, Feldman, Furrer, Mozart oder Ligeti mit den Musikern des oenm und den Tänzern des SEAD Bodhi Projects in Szene (13. März).
Wie das tunesische Choreografenpaar Aïcha M’Barek und Hafiz Dhaou und ihre Compagnie Chatha den arabischen Frühling, (der seinen Ausgang bekanntlich in Tunesien nahm), thematisieren, ist am 23. März bei „Sacré printemps!“ zu sehen.
Highlights des Musikprogramms sind etwa die Aufführungen sowohl der Matthäus -als auch der Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach (20. und 25. März), die Uraufführung des 4. Streichquartettes von Arturo Fuentes, das an einem Abend mit kammermusikalischen Werken von Schönberg und Bartók gespielt wird (24. März) oder „Karakorum“, ein Abend der interreligiösen und interkulturellen Dialoge, musiziert von La Camera delle Lacrime unter der Leitung von Bruno Bonhoure (die bereits im letzten Jahr für ein wunderbares Konzerterlebnis beim Osterfestival sorgten).
Und schließlich ist die Liebe sogar titelgebend. Das neuestes Stück des belgischen Erfolgschoreografen Wim Vandekeybus heißt „Speak Low if You Speak Love“. Acht Tänzer und vier Musiker werden am 27. März für einen gar nicht so leisen, sondern energiegeladenen Ausklang des Osterfestivals sorgen.
Details zu den angesprochenen Programmpunkten sowie zu weiteren spannenden und vielseitigen Musik- Film- und Gesprächsabenden gibt es auf www.osterfestival.at