Am 20. März hat ein neues Stück des Bundesjugendballetts in Luzern Premiere: „Ein kleiner Prinz“, frei nach dem berühmten Roman von Antoine de Saint-Exupéry. Die märchenhafte Geschichte vom kleinen Prinzen, der einem gestrandeten Piloten in der Wüste begegnet und ihm von seinem Heimatplaneten, dem winzigen Asteroiden B 612 erzählt, bildet den Ausgangs- und Ideenpunkt dieses Stückes für Zuschauer ab acht Jahren. In Hamburg zeigten die acht Nachwuchstänzer des Ensembles schon mal eine Preview.
„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“, heißt es bei Saint-Exupéry, und von diesem Grundgedanken aus begibt sich die Inszenierung auf eine tänzerische Reise von Planet zu Planet. Doch nicht als lineare Erzählung, die es zu vertanzen gilt, sondern, so betont Kevin Haigen, der künstlerische Leiter des Bundesjugendballetts, eher in ihrer Thematik und Poesie.
Stile und Ausdrucksformen sind so verschieden und erlebnisreich wie die unterschiedlichen Landschaften und Spielorte. Mal klassisch auf Spitze, mal dem Modern Dance verpflichtet. Eine ganze Reihe von Choreographen, darunter John Neumeier, Natalia Horecna und Zhang Disha, haben Werke zur Verfügung gestellt, die Kevin Haigen und sein Team bearbeiten und mit eigenen Entwürfen kombinieren konnten. Vieles erscheint in diesem Kontext neu, durch die Verwendung anderer Musik, auf Grund variierter Schrittfolgen oder eines konträren Timings.
Kostüme, Bühnenbild und der Umgang mit Materialien nimmt in „Ein kleiner Prinz“ viel Raum ein. Besonders gelungen sind dabei die Darstellungen der Natur. In große Stoffbahnen gehüllt wiegen sich die Bäume im Wind, Schäfchenwolken stehen am Himmel, ein Sturm rauscht über die Kulisse. In einer Szene über „Die Eitelkeit“ fahren die Tänzer Spiegel auf Rollen vor sich her, so gerät auch das Publikum mit in den Blick. Ohne auf spektakuläre technische Effekte zurückzugreifen, entstehen feine, mal mehr, mal weniger konkrete Bilder.
Ein Tanzstück, das in erster Linie Kinder anspricht, passt gut in das Repertoire des Bundesjugendballetts. Seit seiner Gründung in der Spielzeit 2011/12 haben die jungen Tänzer, die immer für zwei Jahre im Ensemble bleiben, schon oftmals Workshops in Schulen abgehalten und Aufführungen mit Kindern veranstaltet. In einem ihrer Projekte, in dem sich pädagogische und künstlerische Ambitionen vereinten, sind sie auf der Bühne der Kampnagelfabrik zusammen mit 350 Schülern aufgetreten, an einer Aufführung auf dem Hamburger Rathausmarkt wirkten sogar 500 Kinder mit. In der neuesten Produktion ist der Rahmen kleiner abgesteckt. Und doch verbinden sich auch hier die verschiedenen Ziele der Compagnie zu einem homogenen Gesamtkonzept. Entstanden sei die Idee, Saint-Exupérys Buch als Vorlage zu benutzen, bei einem Tanzworkshop mit einem integrativen Sportverein in Willich, so Kevin Haigen. Die Kinder und Jugendlichen, insbesondere der siebzehnjährige Julius Winkelsträter, der den kleinen Prinzen spielt, seien für ihn der Inbegriff der Botschaft des Romans gewesen. Von Anfang an sei klar gewesen, betont Haigen, dass das Stück gemeinsam von allen Beteiligten entwickelt werden würde, dass jeder Einzelne aufgefordert sei, sich kreativ einzubringen. Das Bundesjugendballett präsentiert sich dabei als eine Gruppe im besten Sinne. Im Ensemble nehmen sich alle zurück. Doch die Tänzer nutzen auch ihre Solo- und Paarpartien, um Konturen zu setzen und Besonderheiten hervorzuheben. Und das gilt nicht nur für die Tänzer, sondern auch für die Musiker der Lucerne Festival Academy und des Podium Festival Esslingen. Auch sie gestalten das Geschehen auf der Bühne, sind Teil der Inszenierung. Mit spielerischer Freude verleihen sie der Collage aus verschiedenen Kompositionen, darunter Werke von Ravel, Webern und Elgar, intensiven Ausdruck und richtig viel Gefühl.
Previews: 11. und 12. März 2016, Lichthof Theater Hamburg
Premiere am 20. März 2016, Lucerne Festival Luzerner Saal; Weitere Aufführungen am 13. und 14. April (Kindervorstellungen) sowie am 17. April 2016 beim Podium Festival Esslingen, Württembergische Landesbühne