Was KünstlerInnen für die Arbeit für jugendliches Publikum besonders qualifiziert, möchte Johanna Figl, die heuer zum 7. Mal die Programmgestaltung des Festivals verantwortet, nicht an der Qualität festmachen. Denn hier gebe es gegenüber Tanz für Erwachsene keine Unterschiede. Vielmehr brauche man für dieses Publikum eine Beobachtungsgabe, um herauszufinden was junges Publikum interessiert, Forschergeist und vor allem den „Willen, zu kommunizieren“. Die Absolventin der Theaterwissenschaft ist nach ihrem Studium zum szene bunte wähne Team gestoßen und bald darauf in ihrer leitenden Rolle tätig geworden. Es war ein sanfter Übergang, denn einige Jahre stand der ehemalige Leiter und jetzige Chef des Wiener Jugendtheaters Dschungel ihr als Mentor zu Seite. Heute managt sie das Programm souverän alleine und sprudelt vor Begeisterung über, wenn sie von ihrem Festival erzählt.
Freilich, heuer ist alles etwas anderes, weil die bisherigen Fixpunkte der letzten Jahre, (zum Beispiel Kopergietery) nicht dabei sind und die Arena vielen, bisher Unbekannten offen steht. Da gibt es zum einen die Produktionen der NachwuchskünstlerInnen zu entdecken, etwa die Performances „Parade“ des Het Lab Utrecht aus den Niederlanden. Belgien ist (nicht nur) im Jugendtanz die produktivste Kreativschmiede. Sie wird heuer in dem Schwerpunkt „Planet Flanders“ vorgestellt und ist mit vier Produktionen von jungen KünstlerInnen vertreten: „Es war einmal ...“ von LOD/Inne Goris, „Arsène“, einer Geschichte über den Meisterdieb Arsène Lupin von Hendrik Lebon, „Talking about Kevin“ mit Arend Pinoy und dem von Musicals und Tanzfilmen inspirierten „While things can change“ von Koen de Preter und Maria Ibarretxe.
Eröffnet wird am 25. Februar mit Zirkus: Plan D (Niederlande) werfen in „Santa Sangre und das Schwert des Damokles“ einen Blick hinter die Kulissen einer schrägen Wanderzirkustruppe, die man übrigens zwischen dem 24. und 27. Februar in Flashmobs im Areal des Museumsquartiers erspähen wird können. Plan-D ist die neue Compagnie des Tänzers Andreas Denk, der bereits in den Produktionen „Panama“ und „Sophie“ beim Festival zu Gast war. „Ein alter Hase an einem Neuanfang“, erklärt Johanna Figl, und reiht damit den erfahrenen Künstler in ihr Motto „Das erste Mal“ ein.
Dass bei den heurigen Produktionen Jugendlich nicht selbst auf der Bühne stehen, liegt daran, dass die junge Direktorin nur jene Stücke einlädt, „die mich überzeugen“. Und da war eben heuer gar nichts Überzeugendes zu finden.
Dafür aber Produktionen, die beim Festival ihre Österreichpremiere haben, etwas „Ich Du Wir“ der Aben Dans aus Dänemark, „Mein kleines Königreich“ der französischen Cie Etantdonné oder „Couple-Lige # 2“ von Keren Levi und Ugo Deheas (NL).
Aus Österreich ist die Musiktheaterproduktion „Sand“, in der der Musiker Matthias Jakisic und der Tänzer-Musiker Future Sibanda in der Regie von Stephan Rabl in einen interkulturellen Dialog treten. Ein weiterer heimischer Beitrag ist der Flashmob „Verpeace dich!“ der schallundrauch agency mit der 7A des BG/Bgr Heustadlgasse, der am Eröffnungstag irgendwann, irgendwo auftauchen wird (Facebook: Verpeace dich!).
Ansonsten ist Johanna Figl mit der Beteiligung der österreichischen Tanzszene, die für junges Publikum produziert, „nicht so zufrieden“. Es laufen wohl immer wieder sehr gute Produktionen während des Jahres, aber zum Festival konnte sie - außer den oben erwähnten Beteiligten - heuer nur die Gewinner des letztjährigen Offspring-Contests einladen. Zwei der drei Gewinner, nämlich Michael Pöllman („Dirty Rich“) und Raffaela Gras („Blickwinkel“) haben ihre prämierten Stücke mit den Coaches Karolien Verlinden und Jef Van gestel weiterentwickelt. Marcella Pascal hat sich als Coach Dieter Rehberg ausgesucht.
Um den österreichischen Gruppen noch besser auf die Sprünge zu helfen, träumt Johanna Figl nun davon, das Weiterbildungsprogramm „offspring.campus“ auszubauen, damit die heimischen KünstlerInnen in Workshops und Symposien den Austausch mit internationalen KollegInnen intensiver und nachhaltiger betreiben können.
Einige der Produktionen sind heuer speziell auf die Zielgruppe „Babies“ zugeschnitten. Warum sollten Babies ins Theater gehen? „Das ist kein Marketing-Gag“, sagt Figl, gibt aber zu, dass Babies natürlich kein Theater brauchen, um die Welt zu entdecken. Dennoch erleben auch sie schon die besondere Atmosphäre und „spüren die andere Magie“, die das Theater verbreitet. Es ist ein Angebot für eine andere Art von Erlebnis und bietet auch den Eltern Abwechslung, fügt sie hinzu.
Nähere Informationen zu den einzelnen Aufführungen, zum reichhaltigen Vermittlungsprogramm und zu den Rahmenveranstaltungen gibt es auf der homepage.
Szene bunte wähne Tanzfestival für junges Publikum, 25. Februar bis 5. März 2011 im Dschugel Wien, WUK und brut Wien