Gastspiele von Sylvie Guillem in St. Pölten und Venedig. Am 19. Mai gastiert die Jahrhundertballerina Sylvie Guillem wieder im Festspielhaus St. Pölten mit ihrem Programm „6000 Miles Away“. Im Juni zeigt sie das Programm auch in Venedig, wo die Jahrhundertballerina beim 8th International Festival for Contemporary Dance mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wird.
Den Titel wählte Guillem in Andenken an das japanische Unglück im 6000 Meilen entfernten Fukoshima, das zu der Zeit passierte, als sie das Programm einstudierte. DArin präsentiert die Ausnahmekünstlerin, die als brillanteste Tänzerin ihrer Generation Werke von William Forsythe, Mats Ek und Jirí Kylián.
„Ajö“, Mats Eks neues Stück für Sylvie Guillem basiert auf dem zweiten Satz der letzten Klaviersonate op. 111 von Ludwig van Beethoven, wobei der berühmte schwedische Choreograf sich besonders von der Modernität in der Interpretation des kroatischen Pianisten Ivo Pogorelich inspirieren ließ. Auch das Duo „Rearray“ des Ikonoklasten des klassischen Tanzes William Forsythe wurde eigens für Guillem und den Étoile der Pariser Oper Nicolas Le Riche kreiert. Das dritte Stück des Abends ist Kyliáns Werk „27‘52‘‘“, getanzt von Aurélie Cayla und Lukas Timulak.
Die feierliche Preisvergabe des Goldenen Löwen an Sylvie Guillem für ihr Lebenswerk findet während der Tanzbiennale am 20. Juni statt, „6000 Miles Away“ zeigt sie in Venedig am 22. Juni. Mit dem Goldenen Löwen wurden von Guillem Merce Cunningham (1995), Carolyn Carlson (2006), Pina Bausch (2007), Jirí Kylián (2008) und William Forsythe (2010) geehrt.
Sylvie Guillem begann ihre Karriere als Gymnastin mit Olympia-Hoffnung. Im Rahmen ihres Trainings geriet sie als Elfjährige mit der Ballettschule der Pariser Oper in Berührung, änderte ihre Pläne und wurde unmittelbar dort aufgenommen. Im Alter von 16 Jahren wurde sie Mitglied des Ballet de l’Opéra de Paris. Als Rudolf Nureyev dort Künstlerischer Leiter wurde, war sie seine große Entdeckung. 1984 ernannte er sie zur Étoile der Compagnie. Sie tanzte zahlreiche Hauptrollen des klassischen Balletts, unter anderem in Choreografien von Nureyev. Außerdem arbeitete sie mit zahlreichen internationalen Choreografen zusammen, darunter Maurice Béjart, John Neumeier, Karole Armitage, Robert Wilson, Jerome Robbins und William Forsythe, dessen Choreografie „In the Middle Somewhat Elevated“ an ihr kreiert wurde. 1988 verließ Sylvie Guillem die Pariser Oper und wählte ihren neuen Wohnsitz in London, wo sie einen Gastvertrag mit dem Royal Ballet abschloss. Hier tanzte sie unter anderem in Choreografien von Frederick Ashton, Kenneth MacMillan und Mats Ek. Darüber hinaus war Guillem weltweit bei namhaften Compagnien wie dem Kirov Ballet St. Petersburg und dem American Ballet Theatre New York zu Gast. Mats Ek machte zwei Filme mit ihr, und die Filmemacherin Françoise Ha Van Kern dokumentierte einige Stationen ihrer Karriere. 1998 brachte Guillem ihre eigene Version des Klassikers „Giselle“ mit dem Finnish National Ballet in Helsinki heraus, die später in mehreren großen Häusern in Europa und den USA zur Aufführung kam. Mit der ersten Zusammenarbeit mit Russell Maliphant im Jahr 2003 („Broken Fall“) begann eine neue Periode ihrer Arbeit, die 2005 mit „Push“ fortgeführt wurde (das in dieser Saison bereits im Festspielhaus St. Pölten gastierte).
Sylvie Guillem „6000 Miles Away” im Festspielhaus St. Pölten am 19. Mai 2012
8th International Festival of Contemporary Dance at the Biennale di Venezia