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wienmodernSeit je zeichnet sich das Musikfestival WIEN MODERN durch Mut zum Experimentieren und Überschreiten scheinbar fester Grenzen aus. So mag es nicht verwundern, dass seit einigen Jahren der Tanz immer mehr Platz im Festivalprogramm findet. Schließlich sind Tanz und Musik ja eng verschwistert. So darf sich die Tanzwelt 2013 freuen, dass WIEN MODERN tanzt. Und wie!

Sich zur Musik bewegen, dürfen diesmal nicht nur die Profis auf der Bühne, sondern auch Tanzliebhaberinnen und Tanzfreudige im Saal. In den WIEN MODERN ClubNÄCHTEN verlässt das Festival seine Heimat, das Konzerthaus, und schickt das Klangforum in die Wiener Clubszene. Schon mal gehört von der „Grellen Forelle“ oder dem „Fluc Wanne“? Hingehen, mittanzen, zu ganz anderer Musik. Wer es ein wenig nobler anlegen will, tanzt mit dem RSO im Konzerthaus oder durchtanzt die beiden StudioNÄCHTE im Café Heumarkt, wo das Trio Tingel Tangel aufspielt.

Spannend kann auch die Tanzstunde (ein „Gespräch Spezial“) im Schönberg-Saal des Konzerthauses werden. So unterschiedliche Persönlichkeiten wie der Komponist Arturo Fuentes, die Volkskundlerin Reingard Witzmann und der Musikproduzent (zuletzt Kurator des sommerlichen Popfestes 2013 in Wien) Patrick Pulsinger und andere sprechen über Tanz in allen Dimensionen, von den künstlerischen bis zu den sozialen. Den Rahmen bildet eine Tanzstunde, an der sich das Publikum redend und natürlich auch tanzend beteiligen darf. Interaktiv anstatt frontal.

Wem das nicht liegt, der bekommt auch traditionelle Aufführungen geboten: „Shirokuro“ eröffnet gleich nach der ersten KlubNACHT in der „Grellen Forelle“, das heurige Festival. Es ist übrigens das 26., da kommt doch der Gedanke auf, dass das was bei WIEN MODERN einst modern war, heute entweder alltäglich oder passé ist. Zurück ins brut Künstlerhaus, wo Mitchell-lee van Rooij in der Choreografie von Nicole Beutler „Shirokuro“ tanzt. Eine „explosive Performance der radikalen Kontraste“ sagt die Programmvorschau über das „Tanzkonzert“. Tomoko Mukaiyama begleitet am Piano mit Musik von Galina Ustwolskaja (1919–2006, St. Petersburg) und Robert Schumann.

Für den 2. Teil der Trilogie „Democracy (work in progress)“ haben Julia Wolfe und Francesco Filidei die Musik geschrieben. Die Musik der amerikanischen Komponistin Julia Wolfe (konkret: („Dark Full Ride“) ist energiegeladen, mit den Wiederholungen der Minimalmusic und dem Drive der Rockmusik. Ganz anders der Italiener Francesco Filidei. Fünfzehn Jahre jünger als die 1958 geborene Wolfe, war er einige Jahre Organist im Dom von Pisa, davor orgelte er in Paris. 2006 erhielt er den Salzburger Musikpreis. Seine Kompositionen (konkret: Ein neues Werk für Percussion) sind von jeglichem melodischen Element befreit, sodass nur noch ein Skelett an mechanischen Geräuschen zu hören ist, die durch Berührung er Instrumente mit den Händen entstehen. Getanzt wird die Überzeugung, „dass ziviler Widerstand gegen die Mächtigen als Ausdruck demokratischer Erfahrung unverzichtbar ist“ vom Ensemble TaCTus; Maud Le Pladec , Schülerin von Mathilde Monnier, hat die Choreografie erarbeitet, deren Zusatz „work in progress“ sich auf die gesamte Trilogie bezieht, deren erster Teil, „Dystopia and Ominous Funk", 2012 vollendet war. 2015 wil die Choreografin den dritten Teil zeigen, wieder mit Musik des Musik des US-Musik-Kollektivs "Bang on a Can" (gegründet von Julia Wolfe und Kollegen). wienmodernkind

Paul Wenninger und Raul Maia zeigen ein Duett zu einem Cordophon, das vom Komponisten Peter Jakober und Wenninger entwickelt worden ist. Die Interpretation der Komposition beeinflusst dabei die Performance und die wieder die Musik. „DINGEN“ ist also ein Konzert und eine Performance gleichermaßen, eine Auseinandersetzung verschiedener Medien am und durch den Körper.

Aufmerksam machen möchte ich auch noch auf zwei Veranstaltungen von WIEN MODERN im Dschungel, wo auch Kinder erste Kontakte mit zeitgenössischer Musik knüpfen können. Das Theater Montagnes Russes lädt zu einer musikalische Reise durch die Welt der Fantasie: „Das Märchen vom alten Mann“. „Das Kind der Seehundfrau“ ist für eine Stimme, zwei DarstellerInnen, Viola, Flöte und Klarinette geschrieben und war im Vorjahr so erfolgreich, dass WIEN MODERN #26 die Produktion von make make wiederholt.

„Shirokuro“, 26., 27. Oktober 2013, brut.

„Democracy (work in progress)“, 30., 31. Oktober 2013, Tanzquartier.

„DINGEN“ 1., 2., 3. November, Tanzquartier Wien Studios.

„Das Märchen vom alten Mann“ 26. Oktober und folgende, Dschungel Wien

„Das Kind der Seehundfrau“ 2. November und folgende, Dschungel Wien

Folgevorstellungen im Dschungel sowie das gesamte Programm finden Sie auf  ww.wienmodern.at/