Mit dem Tod von Steve Paxton am 19. Februar 2024 hat die Tanzwelt einen wegweisenden Visionär des zeitgenössischen Tanzes verloren. Als „Erfinder“ der Contact Improvisation hat er den Zugang zur Tanzbewegung weit geöffnet und Inklusion für Körper aller Art ermöglicht.
Die Tanzszene war im kreativen Hotspot der 1970er Jahre bereit für Neues. Einige unter ihnen – darunter Trisha Brown, Nancy Stark-Smith, Yvonne Rainer, Elaine Summers – schlossen sich im Judson Church Theater zusammen und begannen mit radikalen Ideen das bisherige Konzept von Tanz zu zerlegen und neu zusammenzusetzen. Alltagsbewegungen wie gehen, laufen oder hüpfen waren das Ausgangsmaterial, untrainierte Tänzer*innen Teil ihrer professionellen Inszenierungen.
Einer von ihnen war der ehemalige Cunningham-Tänzer Steve Paxton, der den Tanz quasi auf den Kopf gestellt hat. Waren bis dahin vor allem daran interessiert, sich gegen die Schwerkraft durchzusetzen, so hat er daran gearbeitet, diese zu nutzen. Wie kann das Gewicht eines Körpers, den anderen in Bewegung bringen? Wie kann das gegenseitige Aufnehmen des Körpergewichts, einen Bewegungsfluss in Gang setzten? Inspiriert war Paxton bei der Entwicklung dieser Prozesse von Martial Arts und seiner Erfahrung als ausgebildeter Turner.
Die Duette mit seiner langjährigen Wegbegleiterin war Lisa Nelson, allen voran „PA RT“ (1978) und „Night Stand“ (2004), waren die virtuose Bühnenversion des zutiefst kooperativen Ansatzes der Contact Improvisation.
Legendär waren aber auch Paxtons „Goldberg Variations“ zur Einspielung von Glenn Gould. Die Stimme des Pianisten, die stellenweise das Klavierspiel überlagern, wurde für den athletischen Tänzer zum Impulsgeber seiner strukturierten Improvisation.
Steve Paxton war mehrfach in Österreich zu Gast. Der mehrfach preisgekrönte Tänzer wurde 2014 mit dem Goldenen Löwen der Biennale in Venedig für sein Lebenswerk ausgezeichnet.