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Gacia iconAm 2. Februar 2025 ist Prof. Carlos Gacio, ehemaliger Ballettmeister des Wiener Staatsopernballetts, im 88. Lebensjahr in Wien gestorben. Fast dreißig Jahre, davon fünfundzwanzig im Haus am Ring, war der in Havanna Geborene in führenden Positionen eine respektgebietende Persönlichkeit des Wiener Balletts. 1978 von Ballettdirektor Gerhard Brunner als Trainings- und Probenleiter vom Theater an der Wien, wo er zwei Jahre das Ballett geleitet hatte, an die Wiener Staatsoper engagiert, avancierte er 1995 unter Renato Zanella zum Ballettmeister. Dies ist ein Titel, der traditionsgemäß im Wiener Staatsopernballett jeweils nur an eine einzige Person verliehen wurde. 

Carlos Gacios Wirken als Ballettmeister bis 2003 garantierte dem Publikum mustergültig einstudierte Aufführungen, das unter seiner Obhut gestandene Ensemble erfüllte höchste Erwartungen. Zahlreichen während seiner Amtszeit zu führenden Solistinnen und Solisten Aufgestiegenen war er ein „Meister“, der künstlerische Leitlinien vorgab. Gacio2

Ausgebildet wurde Carlos Gacio in der Ballettschule des Ballet Nacional de Cuba, als seinen wichtigsten Lehrer sah er den in Havanna wirkenden Azari Plissezki an. 1960 an das unter der Leitung der legendären Ballerina Alicia Alonso stehende weltberühmte Ensemble engagiert, stieg er zum Ersten Solisten auf, wurde einer der Partner der Assoluta und fungierte bereits als Trainingsleiter. 1969 verließ er seine Heimat, tanzte und lehrte an französischen, deutschen und österreichischen Theatern, ehe er 1975 nach Wien kam. Eine besondere Genugtuung mochte es ihm gewesen sein, dass Alicia Alonso 1980 an die Wiener Staatsoper eingeladen wurde, um ihre Fassung von „Giselle“ einzustudieren. 

Nicht nur in Wien wurde der mittlerweile zum österreichischen Staatsbürger gewordene Carlos Gacio hoch geschätzt – er unterrichtete auch an der Ballettschule der Österreichischen Bundestheater –, sondern auch im Ausland. Davon zeugen Einladungen als Gastpädagoge an das Hamburg Ballett John Neumeier, das Ballett der Deutschen Oper Berlin, Bayerische Staatsballett, Ballet du Rhin, Ungarische Nationalballett, Ballett des Opernhauses Zürich, Scapino Ballet, Australian Ballet und das Ballett des Teatro Colón Buenos Aires. 

1998 wurde Carlos Gacio der Berufstitel Professor verliehen, 2003 wurde er mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet.