36 Produktionen aus 30 Ländern finden von 13. Mai bis 19. Juni 2016 ihre Heimstätte bei den Wiener Festwochen. Diese sollen keinesfalls nur „Tapezierung unseres Innenlebens“ sein, zitiert Intendant Markus Hinterhäuser Franz Schuh, sondern politische Begegnungen und Veränderungen befragen. Die diesjährige Schauspieldirektorin Marina Davydova spricht vom Theater als einem Zukunftslaboratorium, das alternative Visionen von Realität entwerfen kann.
Im reichhaltigen Installations- und Performance-Programm sind etwa „Fyodor`s Performance Carousel” von Fyodor Pavlov-Andreevich (Brasilien/Russland) zu sehen (14. bis 22.Mai). Neun Künstler besetzen täglich fünf Stunden eine raumfüllende Drehscheibe und zeigen Solostücke. Das Publikum entscheidet, mittels Pedaltritten auf Hometrainern, wie schnell sich die Bilder drehen. Ebenfalls Publikumsaktivität ist in der Installation „Les thermes / Die Thermen“ aus Lille/Frankreich – wenn gewünscht - möglich. Hier lädt die Gruppe France Distractions in einer Wiener Edition zum „Eintauchen“ ein: Ein geräumiges Becken, das mit Bällen gefüllt ist, steht im Festwochen-Zentrum. Es ist eine zeitgenössische Variante einer antiken Therme, in der es sich verweilen lässt. Zur Eröffnung am 14. Mai finden bei freiem Eintritt Interventionen durch Halory Goerger statt.
Gespannt sein darf man auf den 24-Stunden dauernder Theater-Marathon von 21. bis 22. Mai „Mount Olympus. To Glorify the Cult of Tragedy“ des belgische Grenzgängers Jan Fabre: Seine Performance zeigt ein großes Schlachtfest, im Theater wird auch gegessen und geschlafen. Silvia Calderonis Theatergruppe Motus, eine mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnete Formation Italiens die für bahnbrechende neue Performancekunst in Italien steht, zeigt die Performance „MDLSX“. Die Arbeit verbindet Autobiografisches mit literarischen Bruchstücken und schöpft aus queeren Manifesten (3. bis 6.Juni).
Objekttheater, das mit Akrobatik, Tanz, Schattentheater, Figurentheater, Stumm- und Zeichentrickfilm arbeitet, bringt Stereoptik mit „Dark Circus“ nach Wien (4. bis 6.Juni). Ein Bilderspektakel, das eine Feier des Irrationalen darstellt, ist Andriy Zholdaks Inszenierung von Stanislaw Lems „Solaris“ (10. bis 12. Juni). Marlene Monteiro Freitas, die schon 2014 bei den Wiener Festwochen mit einer Soloarbeit zu Gast war, zeigt ihr Tanzstück „de marfim e carne – as estatuas tambem sofrem“ (7. bis 9.Juni). Inspiration dafür war Ovids Erzählung von Pygmalion und seiner Liebe zu einer Statue aus Elfenbein. Choreografin Yasmeen Godder stellt in ihrem Tanzstück „Climax“ Fragen nach dem Verhältnis zwischen Macht und Ohnmacht, Individuum und Masse (14. bis 19. Juni). Choreograf Dimitris Papaioannou entwickelt in „Primal Matter“ einen Beziehungsgeflecht aus einem Körper und seinem Schatten.
In tierische Parallelwelten dringt das Performanceduo SIGNA mit „Wir Hunde“ vor und bietet Erkundungsgänge. Skurril auch die ukrainische Frauenband Dakh Daughters, die mit „Roses“ – in etwa erinnernd an Auftritte der Tiger Lillies oder der Band Laibach - im bizarren Ästhetik-Mix Grenzen sprengt (14. bis 17.Mai).
Auch Tanz im Film kommt heuer nicht zu kurz: In einer Filmreihe mit dem Titel „Susan Sontag revisted“ im Stadtkino sind filmische Arbeiten der Ikone der amerikanischen Kulturkritik zu sehen, u.a. „A Primer for Pina“ (1984) und eine kürzere dokumentarische Arbeit zu Pina Bausch (Termine zwischen 20. Mai und 24. Mai).
Ab Samstag, 30. April 2016 beginnt der Vorverkauf an den Tageskassen. Das Festwochen-Zentrum im Künstlerhaus steht von 14. Mai bis 19. Juni als Treffpunkt für Künstlerinnen, Künstler und Publikum offen.
Wiener Festwochen 13. Mai bis 19. Juni 2016