Die Vienna International Ballet Experience (VIBE) hat ihr Profil in diesem Jahr, ihrer zweiten Auflage von 10. bis 13. April, erweitert. Neben (angehenden) Tanzprofis und –amateuren werden Tänzer mit Behinderung und Flüchtlinge am Programm teilnehmen. Dafür hat VIBE-Präsident Gregor Hatala ein inklusives Format entwickelt, das in der Grundkonzeption des Wettbewerbs bereits angelegt ist: Im Mittelpunkt steht nicht der Wettbewerb, sondern die Workshops.
„Wettbewerbe sind ein Zirkus“, sagt Gregor Hatala, ehemaliger Erster Solist des Wiener Staatsopernballetts, „ich mag sie eigentlich nicht.“ Dass er nun einen solchen in Zusammenarbeit mit Partnern in den Montana, USA und Seoul, Korea ins Leben gerufen hat, ist quasi einer „Erbschaft“ zu verdanken. Als Präsident der Österreichischen Tanzrates (ÖTR) hat er seit 2011 vier Mal die Ballet Days als Nachfolgeevent des ÖTR-Tanzwettbewerbs (unter seinem Vorgänger Karl Musil) organisiert. Aber ein derartiges Festival, sei einfach nicht finanzierbar (öffentliche Unterstützung gab es weder für die eine noch die andere Veranstaltung). Auch in VIBE steckt Hatala nicht nur seine Arbeitskraft und Zeit, sondern auch Bares. Aber er ist von seinem Konzept überzeugt, das die künstlerische Bewertung (60 Prozent) über die Technik (30 Prozent) stellt und den Juroren vor allem auch im Unterricht die Möglichkeit gibt, die Teilnehmer besser kennen zu lernen. Daher gibt es bei VIBE auch keine Trennung zwischen Mädchen und Burschen, zwischen Pas de deux und Solo, denn wenn es um das Künstlerische geht, brauche man diese Trennungen nicht. Ein vorrangiges Ziel, erklärt Hatala, sei es „für die älteren Teilnehmer Verträge zu vermitteln“ – wobei mit "Senioren" im Reglement 19 plus gemeint ist – und das auch gerne außerhalb des Wettbewerbs.
Robert Parker, Künstlerischer Leiter der Elmhurst Ballet School in England, Dawn Weller, Direktorin von „The Graduate College of Dance“ in Perth, Australien, Kerry Nicholls, ebenfalls aus Großbritannien, Roberto Altamura, Künstlerischer Leiter der Milano City Ballet School und der internationale Gastlehrer und Coach Richard Bowman sind nicht nur in der Jury, sondern leiten auch den Unterricht, der vormittags täglich acht Einheiten umfasst. Dazu kommen Gastlehrer wie Milan Hatala und Christian Tichy für Ballett, Wei-Ken Liao für Jazz oder das Duo Alina Ciceo und Radu Domsa für Contemporary Pas de deux. An den Nachmittagen finden die Ausscheidungen in den Kategorien Ballet, Contemporary, Open und Dance Special in zwei Runden im Theater Akzent statt. Dort wird die Jury durch die Ballettdirektoren János Kiss (Györ), Jozef Dolinský Jr. (Bratislava) verstärkt.
Jeden Tag gibt es eine Klasse in unterschiedlichen Disziplinen, an der auch die Teilnehmer mit Behinderung mittrainieren können. Außerdem wurden Flüchtlinge mit Asylstatus und Tanzerfahrung eingeladen, an den Workshops teilzunehmen. „Die Überlegung war, wie kann man noch mehr Leute integrieren, wie kann man noch mehr interkulturellen Austausch fördern“, erklärt Hatala seinen Ansatz. Und zitiert Arnold Schwarzenegger, der sagte: „You have to give something back“. Hatala trat also sein „Erbe“ an, um „nach einer sehr schönen Karriere etwas zurückzugeben, anderen Leuten vielleicht eine Chance zu geben“ und das will er mit VIBE realisieren. „Schwarzenegger hat ja auch die Special Olympics initiiert“ und die waren ein weiterer Anreiz. Denn, so Hatala, gebe es zwar spezielle Wettbewerbe für Tänzer mit Behinderung aber keine Wettbewerbe, wo sie mit anderen teilnehmen konnten. „Bei VIBE werden sie nicht in eine eigene Sparte geschoben – natürlich treten sie gegeneinander bzw. miteinander an – aber vor denselben Juroren, sie haben die Möglichkeit Workshops zu machen mit den gleichen Juroren oder Trainern als die anderen.“ In diesem Jahr nimmt eine Gruppe von „Ich bin O.K.“ aus Wien und eine Gruppe aus Moskau teil. (Übrigens wurden die heurigen Special Olympics in Schladming von Tänzern der Vereinigung Wiener Staatsopernballett und „Ich bin O.K.“ gemeinsam eröffnet.)
Nachdem aus den 270 TeilnehmerInnen aus 26 Ländern die Gewinner ermittelt wurden, schließt VIBE am 13. April mit einem Gala Abend im Volkstheater, bei dem neben preisgekrönten Choreographien Auftritte der Wiener Staatsballetttänzer Denys Cherevychko und Mihail Sosnovschi sowie des VIBE-Gewinners 2016 Radu Domsa für Glamour sorgen werden.
VIBE: Wettbewerb 10. bis 12. April im Theater Akzent, Gala am 13. April im Volkstheater.