Wenn Sharon Booth unterrichtet, dann wird getanzt, was das Zeug hält. Temperamentvoll, gut gelaunt und energiegeladen bringt sie jedes Talent in Bewegung. Die Glückshormone fließen und nach einer Booth-Stunde ist man Schweiß gebadet und weiß: Tanzen ist einfach cool. Nun eröffnet sie das Studio InDancity Vienna, das unter dem Motto „Diverse. Dynamic. Delightful“ steht.
Nachdem eine Verletzung ihre Bühnenkarriere jäh beendete – zuletzt als Solistin bei den Ballets Jazz de Montreal, kam die gebürtige Kanadierin vor 14 Jahren nach Wien, wo sie unter anderem in diversen Studios, an der Ballettakademie der Wiener Staatsoper und am MUK unterrichtete. Die Juilliard-Absolventin zeigte sich bei ihrer eigenen Weiterbildung offen für Neues: Mit Lehrgängen in Somatic Movement und einer Ausbildung zur Pilates-Trainerin erweiterte sie ihr Spektrum. Seit 2016 ist sie künstlerische Leiterin des Kursprogramms von Tanz Bozen / Bolzano Danza. Die Philosophie dieses Festivals, den Tanz in seiner ganzen Vielfalt abzubilden, ist nun auch in ihrem Wiener Studio verankert, und sie selbst kann all ihre Fähigkeiten an einem Ort bündeln.
Der Schwerpunkt des Programms liegt auf dem Angebot für Kinder ab 3 Jahren. Von Anfang an stehen ihnen unterschiedliche Stile zur Verfügung. „Kinder konzentrieren sich oft schon ganz früh auf eine Richtung: Ballett oder Jazz. Indem wir ihnen das gesamte Tanzspektrum in sehr jungen Jahren anbieten, können sie sich selbst entscheiden, was sie weitermachen wollen. Je früher wir unterschiedliche Körpersprachen lernen, desto vertrauter sind wir damit im späteren Leben“, sagt Booth. Zur Auswahl stehen neben klassischem Ballett und Variationen von Jazz, Contemporary oder Urban Dance auch Stepp, Salsa und Ballroom Dancing. Für Erwachsene gibt es Yoga und Pilates bzw. Sharons Spezialform Sha-lates, ebenso wie Ballett (auch für ältere Semester im „Golden Age“) und Contemporary. Die Pilates-Variante „Mama-lates“ wendet sich an Mütter mit Kindern.
Doch die Kids lernen bei InDancity nicht nur tanzen, sondern auch gleich ganz beiläufig Englisch. Es unterrichten vier Lehrer mit Erstsprache Englisch. Neben Sharon sind das die US-AmerikanerInnen Taner van Kuren, William Briscoe und Jennifer Adams. Verständigungsprobleme dürfte es dennoch nicht geben, denn alle sprechen auch deutsch. „Es ist ein großer Vorteil für die SchülerInnen, dass sie nicht nur einen tollen physischen, sondern auch englischen Wortschatz lernen.“ In dem von Booth geleiteten Kurs “Musical Theatre” werden die Musicalhits aus Aladdin oder Cinderella natürlich im Original gesungen.
Es fällt auf, dass das InDancity-Team viele sehr junge LehrerInnen präsentiert. „Alle diese sehr jungen LehrerInnen haben bereits seit einigen Jahren mit mir oder Oleksandr gearbeitet. Sie wissen also, wie ich unterrichte. Ich arbeite mit ihnen Hand in Hand, um eine Art von Curriculum für die Kleinsten ab dem Alter von drei Jahren zu entwickeln, von Play Ballet bis zu Kreativen Kindertanz … Junge Lehrer müssen irgendwo anfangen. Unter meiner Betreuung können sie sich entwickeln und später ihren eigenen Weg finden. Aber am Anfang sind wir alle unter dem Schirm der ‚Sharon Booth Mentality’. Ich finde auch, dass junge TänzerInnen jede Menge Energie und Geduld haben, speziell mit kleinen Kindern, die wir älteren vielleicht nicht mehr so aufbringen.“
… in Angst zu leben, ist einfach nicht mein Stil
Zuvor war das Studio in der Bennogasse eine Dependance von Shambhala, wo Sharon bereits sechs Jahre lang Pilates unterrichtet hat, und für das man in der Corona-Not einen Kooperationspartner suchte. “Eine große Gruppe von Frauen unterstützten mich dabei, dieses 250m2 große Juwel im 8. Wiener Gemeindebezirk zu übernehmen.” Ihr Geschäftspartner dabei ist der ehemalige Volksoperntänzer Oleksandr Maslyannikov, der seit 2016 die Academie de danse im 9. Bezirk leitet und bei InDancity klassischen Tanz unterrichtet. Hannah Kickert, die die Ballettakademie der Wiener Staatsoper mit Auszeichnung absolvierte und an der Wiener Staatsoper tanzte, ist nun administrative Managerin des neuen Studios.
Natürlich ist das Studio für die Eröffnung in Corona-Zeiten gewappnet und hat alle hygienischen Maßnahmen getroffen: Desinfektion, Distanz, Vermeidung von Körperkontakt. Die Studios sind mit 110 bzw. 60 m2 groß genug, um ein Abstand zu gewährleisten und haben Fenster, die regelmäßiges Lüften ermöglichen. In der Schnupperwoche von 7. bis 12. September können alle Stunden gratis besucht werden. Eine Anmeldung ist jedoch erforderlich, da die Teilnehmerzahlen begrenzt sind. „Leider haben es viele Studios nicht durch die Corona-Zeit geschafft“, sagt Booth, „und die Familien suchen nun Alternativen. Wir haben so viele Bewegungsstile, dass ich glaube, wir sind hier sehr, sehr gut aufgestellt.“
Dennoch ist es wohl die ungünstigste Zeit, ein Tanzstudio zu eröffnen, aber “ehrlich gesagt, mich zurückzuhalten und in Angst zu leben, ist einfach nicht mein Stil. Diese unglaubliche Möglichkeit kam eben jetzt und ich würde es mir nie verzeihen, wenn ich sie einfach vorüberziehen ließe“ sagt Booth dazu.
Mut konnte man der 43-Jährigen noch nie absprechen. Schließlich hat sie als Wistleblower die Missstände an der Ballettakademie der Wiener Staatsoper ans Licht gebracht. Nun garantiert sie dafür, dass in ihrem Studio Body Shaming, Mobbing oder Hänseln absolut kein Thema sein werden. Wie? „Ich kenne alle Lehrer und kann ihnen voll vertrauen. Das ist ebenso wichtig wie ihre Lehrerfahrung und ihre Professionalität. Ich muss mich auf sie verlassen, dass sie meinen Prinzipien im Umgang mit den StudentInnen, mit Kindern und Erwachsenen voll teilen. Meine Lehrer vertreten einen positive Ansatz in der Tanzausbildung. Es gibt drei Juilliard-AbsolventInnen (Booth, Brisco und van Kuren, Anm.), einige haben ihr Training am MUK absolviert (Marina Rützler, René Freisacher, Anm.), Fosca Schiavo lernte bei Anne Marie Porras / Epsedanse in Montpellier. Das wichtigste für mich ist, dass wir eine gesunde, glückliche Harmonie in die Tanzwelt bringen und hoffentlich auch darüber hinaus.“
Das umfangreiche Kursprogramm gibt es hier.
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