Das imagetanz-Festival feiert 2024 den 35. Geburtstag: Die Jubiläumsausgabe steht unter dem Motto You are made of dance und zeigt vom 5. bis 24. März ein abwechslungsreiches Programm mit neuen Positionen aus Choreografie und Performance. In den Spielstätten brut nordwest, studio brut und WUK zeigen internationale und lokale Künstler*innen und Kollektive Uraufführungen und Premieren. Mit Workshops, Diskussionsrunden und Access Formaten rückt imagetanz 2024 zudem Fragen zu Barrierefreiheit in den darstellenden Künsten in den Fokus.
„Brut“ bedeutet zwar im Französischen roh, trocken, das Wiener brut bietet allerdings nährstoffreichen Boden für Tanz- und Performance-Künstler*innen.
Das bestätigt im Gespräch mit tanz.at Flori Gugger, seit 2017 Dramaturg im brut, und seit 2018 auch Kurator der dreieinhalb Jahrzehnte bestehenden Tanz- und Performancetage. 1989 von Christian Pronay als Format für neue Strömungen im dietheater gegründet, haben sich viele heute Namhafte ihre ersten Sporen verdient. „Doris Uhlich, Anne Juren, Philipp Gehmacher gehören dazu. Und Christine Gaigg hat gemeint, wäre sie nicht von der damaligen Festivalkuratorin Anna Thier ermuntert worden, wäre sie heute nicht dort, wo sie ist“, erzählt Gugger stolz.
Was brut und das imagetanz-Festival (während das brut deutsch ausgesprochen wird, soll image wie imasch französisch gelautet werden) für Beginners interessant macht? „Wir sind immer eine gute Plattform für Experimente“, meint Gugger. Und damit ist imagetanz auch ein gutes Format für neue und neueste Strömungen.
Neben der Thematisierung von Barrierefreiheit, („da sind die anderen deutschsprachigen Länder Österreich noch voraus“, so Gugger) wird auch Niederschwelle punkto Stückzugang geboten: Studioshowings, Pay as you can und Publikumsgespräche machen die Annäherung an ungewohnte Kulturkost durchaus leichter.
Zur Festivaleröffnung wirft die französische Künstlerin Claire Lefèvre ein Licht auf die systematische Auslöschung queerer Femmes in der Tanzgeschichte. In „LOIE (is a fire that cannot be extinguished)“ verknüpft sie Archivrecherche mit intimem Storytelling und untersucht ihre eigenen Begegnungen mit der Choreografin Loïe Fuller im Laufe der Jahre.
Ceylan Öztrük, die 2022 den Swiss Art Award gewann, stellt in ihrer Performance „Wearing the Angels, Kissing the Room“ das Konzept der Orientierung in den Vordergrund, um Räumlichkeit durch Desorientierung neu zu denken. Während eine eindrucksvolle Bühneninstallation einen traumähnlichen Zustand kreiert, inszeniert Öztrük mit viel Feingefühl Momente des Sichverlierens.
Im Zentrum des performativen Konzerts „Make it count“ stehen drei Instrumente: Springseil, Schlagzeug und Modular Synthesizer. Der Performer Matteo Haitzmann und die Musiker*innen Judith Schwarz (Schlagzeug) und Arthur Fussy (Modular Synthesizer) erschaffen gemeinsam eine Klangwelt, in der Körper Klang produziert und Klang körperlich wird.
„Choir of Kin“ ist eine immersive audiovisuelle Performance und Installation des Kollektivs Transformative Narratives. In der Halle von brut nordwest treffen die Stimmen zahlreicher Lebensformen in einem fiktiven Habitat aufeinander.
Zwei Soloperformances im studio brut verknüpfen die Konsequenzen des Wandels auf persönlicher und ökologischer Ebene. Die aus Japan stammende Performerin Yoh Morishita verkörpert in „Chrysalis“ einen Prozess der Metamorphose, der das Leben als ein dynamisches Gleichgewicht wahrnimmt. Die Performance „Bound“ des Performers Mads Floor Andersen beginnt mit einem Urknall und kreist um Planeten, Erinnerungen und die Ungewissheit der Veränderung. Wie können wir mit dem leben, was wir nicht rückgängig machen können?
Studio Visits, Publikumsgespräche und Festivalpartys ergänzen das Programm.
Imagetanz vom 5. bis 24. März 2024