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liskaRechtzeitig vor Ende seiner Amtszeit als Ballettdirektor des Bayerischen Staatsballetts 2016 ist die vorliegende Biografie von Dagmar Ellen Fischer erschienen. Der Hauptteil des Buches ist jedoch der Tänzerkarriere von Ivan Liska gewidmet, die er unter anderem 20 Jahre lang als Solist beim Hamburg Ballett unter der Leitung von John Neumeier realisiert hat. Ein Kapitel des 1950 in Prag Geborenen beschreibt auch die Flucht seiner Familie aus der damaligen Tschechoslowakei.

Das Buch mit dem vollen Titel „Ivan Liska, Tänzer. Die Leichtigkeit des Augenblicks“ ist eine chronologische Darstellung der Vita des vielseitigen Tänzers, der zwar nicht der ideale Prinz klassischer Provenienz, aber durch seine Offenheit Inspiration für viele Choreografen seiner Zeit war. Anlässlich seiner letzten Rollengestaltung – Odysseus in Neumeiers „Odyssee“ fasst der Kritikerpapst Horst Koegler seine Qualitäten wie folgt zusammen: „Erstaunlich die virile Präsenz, die unverbrauchte Kraft dieses Ausnahmetänzers – die Furchtlosigkeit auch, sich zur femininen Software seines Hardware-Bodys zu bekennen.“

Liskas Karriere begann 1969 im Ballett der Deutschen Oper am Rhein unter Erich Walter nachdem seine Familie nach der Zerschlagung des Prager Frühlings aus der Tschechoslowakei nach Deutschland geflüchtet war. Über die Erinnerung an seine Flucht sagt er: „Vermutlich hat jeder Flüchtling eine eigene Version eines Traums, in dem er verfolgt wird. Die Tatsache, nicht mehr in seinem Land zu sein und etwas Verbotenes getan zu haben, für das er möglicherweise von der (Geheim)Polizei zur Rechenschaft gezogen werden kann, wir offensichtlich im Traum individuell verarbeitet.“ Nicht nur im Traum fand er seine Sicherheit im Ballettsaal.

Bereits als Kind wurde das Talent von Ivan Liska, Sohn eines Kunstmalers und einer Opernsängerin, von seinen Lehrern entdeckt und gefördert. In Düsseldorf fiel er nicht nur dem Chef auf, sondern auch Hans van Manen oder Gerhard Bohner auf. Dieser lud ihn ein, an der Neuaufnahme von Oskar Schlemmers „Triadischem Ballett“ mitzuwirken. Zwölf Jahre lang tanzte er in dieser einzigartigen Rekonstruktion, auf Gastspielen in ganz Europa und darüber hinaus. An seiner Seite tanzte auch Colleen Scott, mit der er seit 1977 verheiratet ist und zwei Söhne hat.

1974 gingen Liska und Scott zum Bayerischen Staatsballett, drei Jahre später bewarb sich das Paar in Hamburg. Während Scott nach der Geburt ihres zweiten Kindes ihre Tanzschuhe an den Nagel hing (um sie später als Pädagogin wieder anzuziehen), wurde Liska zu einem der Haupttänzer von John Neumeier. Besonders in den Handlungsballetten brillierte er durch seine Ausdruckskraft. Zu seinen wichtigsten Rollen zählten Lysander in „Der Sommernachtstraum“, Günter in „Nussknacker“, Armand in „Kameliendame“ oder Peer Gynt.

1997 gab Liska seine Abschiedsvorstellung beim Hamburg Ballett. Jetzt wollte er eine Compagnie leiten und wurde also 1998 Direktor des Bayerischen Staatsballetts. In den 18 Jahren hat er ein beispiellose Repertoire-Politik verfolgt. Das Bayerische Staatsballett tanzt heute die Klassiker der Ballettliteratur - weiltweites Aufsehen erregte im letzten Jahr die "Paquita"-Rekonstruktion – ebenso wie Werke der Moderne bis hin zu Stücken von Choreografen der freien Szene. 2011 gründete er die Junior-Compagnie Bayerisches Staatsballett II, die unter anderem das "Triadische Ballett" im Repertoire hat.

Dagmar Ellen Fischer hat für dieses Tänzerleben eine klare Struktur gefunden. Die Erzählung der Autorin bleibt im Hintergrund, breiten Raum hat sie hingegen den interessanten Reflexionen von Ivan Liska in O-Tönen, Zitaten von John Neumeier sowie den zahlreichen Fotos eingeräumt, die das Buch zu einer authentischen Biografie dieser Persönlichkeit machen.

Dagmar Ellen Fischer: „Ivan Liska, Tänzer. Die Leichtigkeit des Augenblicks“, Henschel Verlag Leipzig, 2015

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