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Clare icon“Attention and Focus in Dance. Enhancing Power, Precision, and Artistry” so lautet der Titel von Clare Guss-Wests Buch zur Steigerung der Performance von Bühnentänzer*innen. Astrid Kaeswurm brachte das erste deutschsprachige Lehrbuch für Line Dance heraus, daher heißt es zu Recht: „Das Handbuch für Line Dance von Anchor Step bis Weave“

Clare Guss-Wests innovativer Ansatz für eine effizientere Bewegungsausführung basiert auf den Erkenntnissen der Kinesiologin Gabriele Wulf und ihrer Forschung im Bereich des motorischen Lernens. Statt die Aufmerksamkeit auf interne Bewegungsabläufe zu legen, sollte der Fokus auf das Ziel der Bewegung gerichtet werden. Wulf, Professorin an der Universität von Nevada, hat ihre Erkenntnisse aufgrund von Eigenerfahrungen wissenschaftlich überprüft. Ein externer Fokus stimuliert wahrscheinlich die Konnektivität von Gehirnregionen und optimiert so die Koordination. „Das Resultat“, so Wulf, „ist eine höhere Bewegungspräzision und Balance, effizientere Muskelaktivierung, eine reduzierte Herzfrequenz und Sauerstoffverbrauch sowie eine größere Nachhaltigkeit von submaximalen Kräften und eine größere maximale Kraftproduktion.“

Diese Erkenntnisse verbindet Clare Guss-West mit der künstlerischen Tanzpraxis. Sie beginnt mit einer sorgfältigen Analyse der Tänzersituation. Tänzer*innen sind heute einem Überangebot an Informationen ausgesetzt – von Lehrer*innen, Ballettmeister*innen, Choreograf*innen, Therapeut*innen – die sich auch gegenseitig widersprechen können. Diesem mentalen Multitasking setzt die Tänzerin, Pädagogin und Heilpraktikerin Guss-West die Aufmerksamkeitsfokus-Theorie entgegen. Im ersten Teil des Buches geht es darum, die Aufmerksamkeit zu verlagern: „Shifting Attention“. Ein Kapitel widmet die Autorin der wissenschaftlichen Perspektive, ein anderes der Schnittstelle zwischen westlicher und östlicher Bewegungspraxis. Diese Standpunkte fusioniert sie in den Erläuterungen über die Grundlagen des (klassischen) Tanzes. Unter dem Aspekt der Aufmerksamkeitsfokus-Praxis erklärt sie, wie man über die Bewegung anders denken soll/kann, um sie besser ausführen zu können, von der Körperhaltung und Balance, über das En dehors, Port de bras und die Bewegungen der Beine wie Tendu, Arabesque oder Developpé. Grafiken, Fotos, kurze Texte von Tänzerinnen, die nach Clares Methode trainieren, ergänzen die Beschreibungen. Im zweiten Teil geht es um die gezielte Anwendung von Aufmerksamkeit: „Cueing Attention“ beim Unterricht und für die Performance. 

Clare Guss-West verfolgt mit dem analogen Medium Buch auch eine interaktive Strategie: Jedes Kapitel schließt mit „Reflection Prompts“, die den Tänzer / die Tänzerin dazu auffordern eigene Überlegungen anzustellen und in einer Art Tagebuch aufzuzeichnen. Am Ende sollte ein eigenes Mission Statement stehen, nicht als unverrückbare Größe, sondern als „road map“ für den eigenen Weg. 

Clare Guss-Wests Ansatz ist faszinierend und ihr Buch sollte eine Pflichtlektüre, eine Herausforderung und auch eine Einladung für alle autonomen Tänzer*innen sein, die nicht nur die Bewegung üben sondern sich in der mentalen Auseinandersetzung damit weiterentwickeln wollen. Geht es doch im Tanz heute darum die Tradition nicht einfach über Bord zu werfen, sondern sie vielmehr zu hinterfragen und anzupassen: „Most of the dance world functions on received wisdom and it’s so rearely questioned. I think that’s what I’m really wanting the dancers to do, to question the wisdom”, schreibt Chris Hampson, Künstlerischer Leiter des Scottish Ballet. “There will be aspects that are wonderful, strong foundations, fantastic values that will never change, but we know now thankfully, publicly, there is much of that shared wisdom and shared knowledge which is really detrimental to the art form, detrimental to their own progress. That’s what I’m interested in changing. So the journey of autonomy I think is really key.”

Clare Guss-West: “Attention and Focus in Dance. Enhancing Power, Precision, and Artistry”, Human Kinetics, Champaign, IL, USA, 2021 (in englischer Sprache)

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Attention and Focus in Dance: Enhancing Power, Precision, and Artistry (English Edition)

 

Linedancing iconDas Handbuch für Line Dance

Line Dance kommt aus der Country and Western Tradition der USA, und wird hierzulande als Sporttanzart von vielen Tanzschulen angeboten. Der Vorteil: man braucht keinen Partner, sondern tanzt in der Gruppe, oft in einer Linie. Durch seine weltweite Verbreitung ist der Line Dance nicht mehr unbedingt an den ursprünglichen Hillbilly-Charme gekoppelt, obwohl bei offiziellen Events Cowboystiefel und -hüte Pflicht sind. Line Dance umfasst heute die bekannten Standard- und lateinamerikanischen Tänze, die Astrid Kaeswurm in ihrem Buch vorstellt: von Jive bis Cumbia. Außerdem werden die Basics erklärt: Schrittkombinationen – von Anchor Step bis Weave, wie im Untertitel festgehalten –, Choreografie, Definitionen (der meist englischen Begriffe), die Etikette auf der Tanzfläche, aber auch den Aufbau einer Unterrichtsstunde. Ein Glossar ergänzt das Buch zu einer Praxis, die einfach Spaß machen soll.

Astrid Kaeswurm: „Von Anchor Step bis Weave. Das Handbuch für Line Dance“, Eigenverlag, 4. überarbeitete Auflage, 2020

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Von Anchor Step Bis Weave - Ein Handbuch für Line Dance