„Der Papagei und der Schwan“ ist ein mit Esprit und Temperament gedrehter Film des argentinischen Regisseurs Alejo Moguillansky, in dem er die Welt des Dokumentarfilms in die Welt des Balletts und des zeitgenössischen Tanzes einbrechen lässt. Ein schüchterner, verträumter Tonmeister verliebt sich in den überwutzelten Schwan.
Zwei Welten prallen aufeinander. Eine bunt zusammengewürfelte Crew von Filmern soll eine Dokumentation über den argentinischen Tanz drehen. Davon hat nicht nur der Regisseur keine Ahnung. Wie eine Elefantenherde trampelt das Team durch den Probensaal und jeder Einzelne ist zugleich auf der Jagd nach einem neuen Auftrag. Ungläubig schauen sie dem Performer der Gruppe Krapp zu, der bei seinen Zappelschritten vom Musiker durch Vogelschreie begleitet wird. Einstweilen verliert El Loro, der Tonmann, seine Freundin und trauert vor allem um den Kühlschrank, den sie kurzerhand mitgenommen hat. Mit traurigen Dackelaugen verfolgt er die Schwanenprinzessin Lucia und auch sie versucht Kontakt zu ihm aufzunehmen, doch da ist immer das riesige pelzige Mikrofon dazwischen. Ob El Loro damit auch ins Bett geht, sieht man nicht, aber dass das Ding in allen Variationen sein ständiger Begleiter, sein Schutz und Schirm ist, ist nicht zu übersehen.
Die Dokumentation über eine Dokumentation ist zugleich ein Film über den Tanz und natürlich auch über die Liebe. Moguillansky arbeitet als Independent-Regisseur und hält sich kaum an herkömmliche Regeln. Er legt gleichzeitige Szenen, die an unterschiedlichen Orten spielen, übereinander, vernachlässigt die Chronologie der Erzählung und verirrt sich auch in Nebenhandlungen. Doch amüsiert er als Drehbuchautor durch intelligente Dialoge und den scharfen Blick auf die beiden so unterschiedlichen Welten, die einander insofern gleichen, als alle Beteiligten ums Überleben kämpfen. Die „Schwanensee“-Aufführung wird wie im Film gefilmt nicht zustande kommen. Die Schwanin, nicht mehr taufrisch, wird schwanger und trägt stolz ihren Kugelbauch vor sich her. El Loro hält das Mikrofon darauf. Doch das ist zu wenig. Die werdende Mutter reist nach Hause, weg von Buenos Aires, in die ferne Provinz Cordoba. Der Papagei muss endlich handeln, will er sein Glück nicht schon wieder verspielen.
Ein witziger und gefühlvoller Film mit viel Musik aller Genres, der es wert ist, einen Verleih zu finden, der ihn über sein Heimatland hinaus bekannt macht.
„El Loro y el Cisne“, ein Film von Alejo Moguillansky, Argentinien 2013.
Im Rahmen der Viennale ’13 noch am 1. November 2013, 11 Uhr, Urania-Kino.