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Barbara Kraus überzeugt in vielen Identitäten Wer will kann kommen, Tanzquartier/Studios, 22.01.2010

Die locker von Barbara Kraus ausgesprochene Einladung „Wer will kann kommen“ ist längst zum Kultklassiker geworden. Schließlich war die Premiere von Johnny und Mrs. Twiggy, dem kleinen (damals noch) weißen Häschen und der schüchternen Julie vor 11 Jahren, 1999. Dementsprechend entspannt, weil teilweise wissend, war auch das Publikum. Barbara Kraus, die Kraus, Krausi ( auch als die Krausliche auftretend), ist so schüchtern, dass sie in ihrem kurzen Auftritt, den Zuschauerinnen gar nicht ins Gesicht sehen will und wie ein kleines Kind meint, wenn sie die Schlafmaske vor den Augen hat, wird auch sie nicht gesehen. Deshalb schickt sie ihre Figuren, die kesse Mrs. Twiggy mit blauer Perücke, den schlagfertigen, ein wenig vulgären Miniaturmacho JohnPlayerSpezial (Johnny) und auch sein Gegenbild, die liebesbedürftige und ängstliche Julie vor. Sie alle verstehen es, zu unterhalten und gleichzeitig Wahrheiten zu sagen, die unter die Haut gehen. Ihre Identität ist nicht scharf konturiert, sondern fließend, einmal so und dann wieder ganz anders. Wie ihre Erfinderin lassen sie sich unter keinen Umständen in Schachteln verpacken und mitnehmen.
Einordnen lässt sich auch die Kraussche mit vollem Einsatz gezeigt Performance nicht. Kostümschinken oder Kabarett, Gender-Parodie oder Therapiestunde, Philosophievorlesung oder einfach Quatsch? Barbara Kraus hasst Erklärungen und so muss man nehmen, was man bekommt und es genießen, lachen und auch weinen und gespannt sein, ob Johnny endlich von dem Fräulein in der 5. Reihe geküsst wird.
Johnny lässt der Kraus ausrichten, dass er nicht mehr ihr Vorzeigemann zwischen all den verrückten Frauen sein will. Aber was heißt das schon! Er hat Bühnenluft geatmet und, das weiß man doch, davon wird man süchtig. Deshalb wage ich nicht zu sagen, dass dieser Auftritt von Johnny sein letzter war. Es ist nämlich immer anders als man denkt und wenn die Alte aus ihrem Lehnstuhl aufsteht und sich aus den Schürzen und Kittelkleidern und Röcken schält, steht sie im schwarzen Stringtanga da und ist nichts Genaues, sondern irgendwer dazwischen.
Auch wenn Barbara Kraus nicht Barbara Kraus ist und manchmal (nicht gerade diesmal) auch als Siebtes Galaxienwunder Sethi erscheint, so ist sie doch immer authentisch und überzeugend. Und ihr Bühnenauftritt ein Ereignis.

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