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Gauthier Dance, Posthof Linz, 10.03.2010

Vor drei Jahren gründete der damals 30-jährige Solist des Stuttgarter Balletts Eric Gauthier seine Tanzcompagnie, die im Theaterhaus Stuttgart angesiedelt ist. Es ist eine Compagnie, die in der heutigen zeitgenössischen Tanzszene wohltuend hervorsticht, hat sie sich doch das Motto „mehr Spaß, weniger Ernst“ auf die Fahnen geheftet. Dabei verfällt sie nicht in seichtem Entertainment, sondern unterhält mit intelligentem Witz und jugendlichem Charme. Neben dem Compagnieleiter tragen namhafte Choreografen zum Repertoire der Compagnie bei. Sieben Choreografien standen bei der Österreich-Premiere zur Eröffnung der Tanztage Linz auf dem Programm. Mauro Bigonzetti verschränkt die Tänzerkörper zu ästhetischen Skulpturen, die sich in einer neoklassischen Tanzsprache auflösen.
Den Code des klassischen Tanzes nimmt Gauthier mit Ballet 101 auf. Armando Braswell führt 100 Positionen auf Kommando des Ballettmeisters, der über Lautsprecher die Nummern ansagt, aus - immer schneller und immer wirrer muss er die Positionen aneinanderfügen. Erst zum Schluss wird die 101. Position gezeigt - der Torso einer Puppe steht in der Bühnenmitte, um ihn herum sind die Gliedmaßen verstreut. Eine köstliche Parabel über die Extreme des klassischen Balletts.
Beethovens 5. Symphonie bzw. deren erster Satz war Inspirtaion für zwei Werke dieses Abends. Gauthiers Ausgangspunkt in „Orchestra of Wolves“ ist die Angst des Dirigenten - eines güldenen Vögelchens - vor dem Orchester - den Wölfen. Immer dringlicher nähern sie sich dem Vogel und machen ihm schließlich den Garaus.  In „Susto“ von Paul Lightfoot/Sol León nehmen die TänzerInnen ein Bad in einer Sanddusche. Zu Beethovens Klängen rieselt der Sand unablässig herab. Eine Parabel auf die verrinnende Zeit, die weite Bogen wirft oder in die die Spuren der AkteurInnen immer neue Muster zeichnen.
Highlight des Abends ist „Sofa“ von Itzik Galili zur Musik von Tom Waits, ein spitzfindiges Stück über unerwiderte Liebe mit Rollentausch. Die Annäherungen, Abweisungen und Ausweichungen zwischen einer Tänzerin und einem Tänzer auf und rund um ein dickes Sofa werden im zweiten Teil auf zwei Tänzer übertragen.
„Air Guitar“, bei dem Eric Gauthier zu klassischen, Flamenco-, Blues- und Rock-Gitarreklängen Luftgitarre spielt und dieses Spiel in virutosen Tanzschritten auflöst, ist mittlerweile so etwas wie ein Markenzeichen von Gauthier Dance geworden. Denn dieses Stück fängt den Geist der Compagnie perfekt ein, der großartige Tanzkunst mit Leichtigkeit und Humor verbindet.
Mit seinen Tanzminiaturen findet Gauthier Dance einen direkten Zugang zum Publikum, verlässt den Elfenbeinturm der Kunst und macht sie fassbar. (Wenn sie nicht auf der Bühne stehen, ist die Compagnie mit Gauthier Dance Mobil übrigens in zahlreichen sozio-kulturellen Initiativen involviert.) Riesenapplaus für ein großartiges, charismatisches und sehr sympathisches Ensemble.

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