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robbinsSeinen Weltruhm erlangte er durch seine Musical-Choreografien und die Filmversion von „West Side Story“. Den Ballettchoreografen Jerome Robbins erlebte man in Wien bisher nur selten durch gastierende Compagnien. Nun zählen drei Werke des umfangreichen Oeuvres des amerikanischen Meisters zum Repertoire des Wiener Staatsballetts.

Jerome Robbins (1918 – 1998) war ein vielseitiger Choreograf, der am Broadway ebenso zu Hause war wie beim New York City Ballet. Bei dieser Compagnie wirkte er ab 1949 – mit Unterbrechungen – über vierzig Jahre lang als Choreograf, Ballettmeister und Associate Director. Für sie kreierte er fast alle seine Ballettchoreografien. George Balanchine und Jerome Robbins etablierten mit diesem Ensemble das „amerikanische“ Ballett, das sich ganz auf den Tanz verließ und auf Handlung und aufwändige Ausstattungen verzichtete.

Auch bei der „Hommage an Jerome Robbins“ an der Wiener Staatsoper bleibt die Bühne frei von Dekorationen. Das „Bühnenbild“ bilden Hintergrundprospekte („The Glass Pieces“) oder Lichteffekte („In the Night“). Lediglich in „The Concert“ kommen Requisiten wie Stühle, Hüte und vor allem ein Klavier zum Einsatz.

Doch abgesehen von diesen Äußerlichkeiten sind die drei Stücke grundverschieden, sowohl in der Bewegungssprache als auch in der Stimmung. Ballettchef Manuel Legris hat klug gewählt, um auch einmal mehr die vielseitigen Talente seiner Compagnie zu präsentieren.

„Glass Pieces“ aus dem Jahr 1983 ist dem „coolen“ postmodernen Tanz auf der Spur, wenn das Corps de ballet zur treibenden Musik von Philip Glass  im Schnellschritt über die Bühne geht. Im zweiten Teil wird es wieder (fast) ganz klassisch. Olga Esina und Roman Lazik zaubern zur diesmal schwebenden Musik einen Pas de deux auf die Bühne, während das Corps im Hintergrund eine sich auf und ab bewegende Schattensilhouette bildet. Der letzte Teil evoziert mit seinen komplizierten Raumwegen und Körperneigungen Merce Cunninghams Arbeit, doch bei Robbins führt das zu streng geometrischen Strukturen, wenn sich die Tänzer immer wieder in Linien und Winkeln neu formieren. Differenziert musizierte das Staatsopernorchester den ungewöhnlichen Score unter der Leitung von Koen Kessels, das auch im letzten Stück des Abends noch einmal mit Chopin zum Einsatz kam.

Doch erstmals nur Klavier, wenn drei Paare unterschiedlichen Temperaments „In the Night“ (1970) zu Chopins Nocturnes tanzen: jugendlich-romantisch Natalie Kusch und Andrey Teterin, elegant und formal Olga Esina und Roman Lazik, angriffslustig streitbar und schließlich versöhnlich Irina Tsymbal und Vladimir Shishov.

Hinreißend sind auch alle TänzerInnen im komödiantisch-satirischen Abschlussstück „The Concert“ (1956), in dem Robbins nicht nur das Ballett, sondern auch das (Konzert-)Publikum parodiert. Die skurrile „Charade in einem Akt“ besticht durch präzises Timing und die darstellerische Leistung von Irina Tsymbal, Eno Peci, Franziska Wallner-Hollinek, Denys Cherevychko und Ludmila Trayan – um hier nur die Hauptrollen zu nennen – und des Pianisten Henri Barda, der nicht nur seinen Chopin, sondern auch seinen Robbins beherrscht.

Die „Hommage an Jerome Robbins“ ist ein netter und unterhaltsamer Abend, doch er trägt den Stempel seiner Zeit. Der amerikanische Meister teilt sein Schicksal mit Kollegen wie Béjart und Petit, jener Choreografen-Generation, deren Arbeit noch zu jung ist, um zu den Klassikern zu zählen und doch nicht jung genug, um modern zu wirken.  „Dated“ eben.

Für die Pflege des choreografischen Erbes sind die Robbins-Stücke ein Muss für das Repertoire des Wiener Staatsballetts. Und doch ist es gut, dass die „Hommage an Jerome Robbins“ in der nächsten Saison einem Programm weicht, das die Pioniere „Balanchine & Robbins“ in Beziehung setzt und damit auch einen historischen und stilistischen Kontext herstellt.

Hommage an Jerome Robbins“, Premiere am 3. Mai 2011 in der Wiener Staatsoper.

Folgevorstellungen am 7., 14., 29. Mai und 1. Juni 2011 und im Rahmen des Gastspiels des Wiener Staatsballetts in Monte-Carlo am 10. und 11. Dezember 2011.

Balanchine & Robbins“ am 23., 26., 30. September und 8. Oktober 2011 in der Wiener Staatsoper.

 

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