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Wie konkret kann Tanz sein? Nach einem langen marternden Vorspiel gehen zwei junge Tänzer auf der Bühne vielleicht allzu konkret zur Sache. Choreograph Jefta van Dinther stellt das Publikum mit „This is Concrete“ im Tanzquartier Wien auf die Probe.

Auf der ansonsten leeren Bühne befinden sich sieben große Lautsprecherboxen, aus denen Rave-Beats klingen. Die beiden Tänzer Thiago Granato (Brasilien) und Jefta van Dinther (Schweden, Niederlande) bewegen sich in Slow-Motion zu den Electronic-Beats. Sie kleben an den Lautsprecherboxen, als müssten sie sich an ihnen festhalten. Der Tanz vermittelt einen verlangsamten Rausch- oder Trance-Zustand, wie man ihn sonst vielleicht um zehn Uhr morgens beim Ausklang einer Rave-Party mit allzu viel Drogen-, Alkoholkonsum und paralysierend lauter Musik beobachten kann.

Aber vielleicht ist in diesem Fall die Droge  ja Liebe, denn gegen Halbzeit der 60-Minuten-Performance beginnen die beiden einander zu küssen und schlussendlich die Kleider vom Leib zu reißen. Waren vorher nur vereinzelt helle Lichtflecken eines Suchscheinwerfers im Raum, so färben sich diese jetzt, da es „heißer hergeht“, in magisches Grün (Licht: Jan Fedinger). Auch akustisch wird mit einer ersten Rhythmusveränderung und flockigeren Love-Beats nachgeholfen. Der finale Liebes-Erguss findet seine überdeutliche Entsprechung in zahlreichen weißen Luftballons, die nach einem ausladenden darstellerischen und akustischen „Höhepunkt“ vom Schnürboden schweben. Fragen bleiben. Eine vor allem: Wie konkret muss Tanz sein?

2012 zeigte Jefta van Dinther im Tanzquartier eine Arbeit mit der Lichtkünstlerin Minna Tiikkainen („Grind“), bei der - höchst erfolgreich - gegenläufig gearbeitet wurde: Die Bühne war in tiefe Dunkelheit getaucht und nur sehr spärlich und ausgewählt wurden kleine Lichtfetzen in den Raum geworfen. Die Bewegungen, die wahrgenommen wurden, schienen ihre Bedeutung immer wieder irritierend zu verändern und lösten eine aufs Äußerste ausgedehnten Wahrnehmungs-Bereitschaft aus. Man war herausgefordert, das Gesehene ständig neu zu erfassen und zu interpretieren.

„This is Concrete“ jedoch bleibt leider dem allzu Konkreten und Offensichtlichsten verhaftet. Die Arbeit verliert dadurch jegliche Spannung - bis auf wenige Augenblicke, in denen sich tierische Bewegungselemente in die Performance mischen und die beiden wie Echsen über die Bühne robben. Und den Zuschauern kommen dabei Lust und Notwendigkeit abhanden, über das Gesehene zu reflektieren.

Jefta van Dinther, Thiago Granato „This is concrete“, 25.1.2013, Tanzquartier Wien, Halle G Museumsquartier

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