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stainbergsplitterWas passiert, wenn man sich in das eigene Paralleluniversum in seinem Kopf begibt und sich, während man handelt, gleichzeitig wie von außen zusieht, erforschen Billy Roisz und Anat Stainberg mittels Video, Musik, Comic und Performance im Wiener Brut. 

Da kommt es durchaus vor, dass einem Haare vor die Linse kommen: Die Zuschauer bekommen von der Musikerin und Videokünstlerin Billy Roisz und der Performerin Anat Stainberg quasi eine Brille, eine Headcam aufgesetzt, mit der sie ins Innenleben der Protagonistin blicken können. Während sie alltägliche Tätigkeiten ausführt, stellt sich den Besuchern ihre subjektive Sicht auf die Welt, auf eine Videowand projiziert, dar. Offenbar erwacht sie (wir?) gerade, wälzt sich aus dem Bett und macht sich auf den Weg in die Küche, um Frühstück zuzubereiten. Brotscheiben kommen in den Toaster und Kaffeebohnen werden am Boden verstreut, sie wäscht sich das Gesicht, bzw. in diesem Fall - die Linse der Kamera. Es ist, als ob den Zusehern das Wasser direkt ins Gesicht spritzt. Die Besucher fühlt sich, als wären sie selbst die Protagonistin, so direkt eröffnen die Bilder ihre Sicht auf die Welt.

Aber nicht nur auf der Videoleinwand, auch auf der Bühne findet eine Handlung statt: Aus dem Zuschauerraum tritt Anat Stainberg auf, die Brille die sie trägt, suggeriert, dass sie die Person ist, die uns ihre Sicht auf die Dinge mittels  Video-Projektionen direkt eröffnet. Allerdings, da ist noch eine Person auf der Bühne, Billy Roisz, sie sitzt am Regiepult, mit Computer und einer Soundanlage. Auch sie ähnlich gekleidet, mit Brille. Wenn die Person in der Videoprojektion die Füße am Fenstersims hochlagert, singt die Frau auf der Bühne ein dazu stimmiges Lied. So verschränken sich Video und Performance ineinander, als hätte sich die Person auf der Bühne von ihrem Inneren abgespalten. Zwei Existenzen, die zuweilen zusammenfinden und zuweilen auseinander driften.

Während der Performance unterbricht Anat Stainberg und wendet sich zum Publikum, um etwas über ihre Recherchen zum Thema „Abdriften im Alltag“ zu erzählen: Sie sei auf Begriffe wie „Spiegelneuronen“ gestoßen. Diese ermöglichen sozialen Wesen, andere zu verstehen. Und "Kybernetik", die davon ausgeht, dass in sozialen Systemen die Ziele anderer Menschen identifiziert werden und man einen Weg sucht, um diese Ziele zu erreichen. Dann beginnt die Protagonistin wieder zu imaginieren, Videos und Bilder erscheinen, zu denen sich die Performerin direkt auf der Bühne verhält, als stünde sie neben sich und kommentiere sich selbst. „I`m a one-person show, telling the life of a woman I know“ singt Stainberg und diese Geschichte erzählen Stainberg und Roisz unter Einsatz ausgeklügelter technischer Mittel hervorragend.

Erstaufführung „Splitter“ Billy Roisz / Anat Stainberg, brut wien, 18. April 2013, noch zu sehen bis 20. April

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