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imp g vardarouportratBasierend auf ihrem beeindruckenden Solo„Hardcore Research of Dance“ (ImPulsTanz 2012) hat die griechische Tänzerin und Choreografin nun ein Stück für drei Tänzerinnen ersonnen: “Phenomena“ beschäftigt sich mit den  Phänomenen des körperlichen Ausdrucks, den Gesten und Bewegungen und ihren Erscheinungsbildern. Eine hervorragende Choreografie, ausgeführt von drei ausgezeichneten Tänzerinnen.

Im leeren, weißen Raum bewegen sich drei Frauen in der Stille. Jede sucht nach ihren Bewegungsmustern, nach dem richtigen Platz die Arme zu schwingen oder zu springen, sich im tiefen Plié fortzubewegen oder hingestreckt in Ruheposition zu gehen. Kein Sozialschmus, keine zu Herzen gehende Lebensgeschichte, keine Botschaft an die Gesellschaft und auch kein Schielen auf verblüffende Effekte, reiner Tanz, keineswegs ohne Aussage.

Stav Yeini, Georgia Vardarou und Eun Kyung Lee, die drei Tänzerinnen, nehmen kaum Notiz voneinander, sind nur mit sich selbst beschäftigt, kollidieren manchmal, umarmen einander entschuldigend oder stehen wie auf Befehl gemeinsam still, als gemeißelte Skulptur.  Auch wenn eine versucht die andere zu kopieren, ist keine Kopie zu sehen, jede spricht ihre eigene Sprache.Dennoch bilden sich in meinem Kopf kleine Geschichten, sehe ich in dem Bewegen und Stillstehen und Liegen, in dem Aufeinander Zugehen und Auseinanderdriften einen Fäden und Knotenpunkte.  Paul Watzlawicks Dictum über die Kommunikation fällt mir ein. Diese gibt es nicht nicht, so wie die Körper (auch der Solokörper) im Tanz immer eine Beziehung eingeht, und sei es nur zur Stille oder zur Musik, die dann auch mit Vehemenz einsetzt und die Tänzerinnen lockert, ihre Bewegungen bekommen einen Kontext, ich könnte auch sagen: Sinn. imp georgiavardarou

Auch die Bühne verändert sich. Im Lichtdesign des Tänzers Salva Sanchis, Absolvent der ersten Generation von P.A.R.T.S., Gast- und Cochoroograf von „Rosas“, leuchten bunte Vierecke verlockend auf, die Bühne ist in wechselnde Farben getaucht, die Schatten haben farbige Ränder. Die bearbeitete Musik von Philipp Glass evoziert Träume. Doch so soll es nicht bleiben, Vardarou hat nicht die Absicht, etwas zu erzählen, sie will prüfen, wie die Phänomene des Körpers wirken und aufgenommen werden. Vor zwei Jahren allein, und jetzt zu dritt – und es funktioniert. Aus drei unterschiedlichen Körpersprachen, aus scheinbar unzusammenhängenden "Phänomenen" entsteht eine Choreografie.

Auf rockige Rhythmen folgt wieder völlige Stille, jede tanzt fafür sich und doch nicht allein. Bewegungen auf der Bühne sind nicht immer tänzerische Bewegungen, da gibt es winzige Alltagasbewegungen, fröhliches Abrollen über die Schulter, ein kleines Gerangel aller Drei und eine flüchtige Streichelbewegungen. Phänomene des Körpers, die erst im Kontext gedeutet werden können, für sich allein gesehen, schön, doch ohne Sinn.

Nicht nur Vardarou, die mit „Phenomena“ ihre erste Gruppenchoreografie zeigt, auch ihre beiden Mittänzerinnen, haben bei P.A.R.T.S in Brüssel studiert. Vardarou tanzt auch in Anne Teresa De Keersmaekers neuem Stück mit; Eun Kuyung Lee hat unter anderen auch mit Anne Juren und Frans Poelstra zusammen gearbeitet. Die Israelin Stav Yeini ist zur Zeit Atist in Residence in Helsinki und im Work Space Brussel. Alle drei Tänzerinnen zeigten eine außerordentliche Performance in einer feinen, spannenden Choreografie. Abstrakt und doch sehr konkret.

Georgia Vardarou: „Phenomena“, gesehen am 16. August 1014, im Rahmen von ImPulsTanz [8:tension].

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