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proustDie Sorgfalt, die in diesen Abend der jungen Wiener Staatsballett-Talente gesteckt wurde, besticht. So soll es sein! Ballettchef Manuel Legris hat seine jungen TänzerInnen ins beste Licht gerückt und dem Publikum einen kurzweiligen und unterhaltsamen Abend geschenkt. Das Volksopernorchester unter der Leitung von Wolfram Maria Märtig war bei dieser Gala vielseitig gefordert, und die „jungen Talente“ tanzten mit solchem Gusto und freudvollem Einsatz, dass sie die ZuschauerInnen in ihr Tanzdilirium mitrissen – die Spiegelneuronen waren voll beschäftigt.

Natascha Mair in „Valse Fantaisie“ fliegt an der Seite ihres Schulkollegen, dem eleganten Jakob Feyferlik schwerelos über die Bühne. Nina Tonoli wirft sich als „La fille mal gardée“ rückhaltlos in die Arme ihres Partners James Stephens, der sie bombensicher fängt. Die aus Schweden stammende Nikisha Fogo definiert in Balanchines „Tarantella“ den Begriff Temperament neu und Trevor Hayden stimmt in dieses tänzerische Feuerwerk nicht nur ein, sondern kommentiert es auch gewitzt durch leicht verzögertes Timing. tarantellaIn der Choreografie von letzt Genanntem liefern die ungleichen Paare Gala Jovanovic und Keisuke Nejime sowie Chloë Réveillon und Ryan Booth als „Double Date“ eine präzis getimte Slapstick-Revue ab. Und wahrscheinlich habe ich Ben van Cauwenberghs Dauerbrenner „Les Bourgois“ (zum gleichnamingen Chanson von Jacques Brel) noch nie besser getanzt gesehen als von Francesco Costa. Diese jungen TänzerInnen scheuen kein Risiko bei ihren virtuosen Sprüngen und Drehungen, verlassen keinen Moment ihre Rolle und vermitteln unbändig gute Laune. Unnötig scheint es hier zu erwähnen, dass sie alle technisch sauber und auf dem höchsten Niveau ihrer Kunst tanzen.

springandfallDoch an diesem Abend gab es nicht nur die erwähnten zündenden Nummern, sondern auch wunderbar poetische Momente, etwa Ausschnitte aus John Neumeiers „Spring and Fall“ zur Streicherserenade von Antonin Dvorak, mit dem Pas de deux von Anita Manolova und Greig Matthews als Höhepunkt, in dem die beiden mit großer Empathie ihre Beziehung zueinander entwickeln. Beeindruckend auch die bewegten Körperskulpturen, die Jacopo Tissi und Zsolt Török im „Combat des anges“ aus Roland Petits „Proust ou les intermittences du coeurs“ miteinander formen. Dabei hatten sie nach dem populären „Bourgeois“ keinen leichten Stand. Doch die geballte Konzentration ihrer sensiblen Ausführungen zu Musik von Gabriel Fauré übertrug sich ganz schnell auf das Publikum.bourgeois

Dass das Ballett „Le Corsaire“, das Manuel Legris in der nächsten Saison mit dem Staatsballett in Szene setzen wird, kein Spaziergang wird, das durften an diesem Abend schon einmal Elena Bottaro, Adele Fiocchi und Chloë Réveillon an der herausfordernden Choreografie der drei Odalisken ausprobieren.

Arepo

Eine weitere Facette im abwechslungsreichen Programm bot „Arepo“ von Maurice Béjart, das ebenso wie „Spring und Fall“ seinerzeit an Manuel Legris kreiert wurde. Nun tanzte Jakob Feyferlik dessen Part mit großer Sicherheit und Präsenz, Maria Tolstunova war seine kongeniale Partnerin (in der 1986 für Sylvie Guillem kreierten Rolle). Auch wenn die Ausschnitte an diesem Abend aus dem Zusammenhang gerissen waren, kam Béjarts pointiertes Tanzidiom voll zur Geltung. Das Solo – bei der Uraufführung von einem weiteren legendären Étoile der Pariser Oper, Eric Vu-An, getanzt – wurde nun von Leonardo Basilio verkörpert.pasclassique

Dieser machte am Ende des Abends noch einmal seine Aufwartung als Partner von Prisca Zeisel in „Grand Pas Classique“. Die beiden sind zweifellos ein edles Paar und haben das Zeug (und die Persönlichkeit) für die großen klassischen Rollen. Technisch souverän und mit einer sympathischen Ausstrahlung beschlossen sie mit dieser Hommage an das klassische Ballett den lustvoll-abwechslungsreichen Abend.

Ballettchef Manuel Legris zeigte sich beim abschließenden Défilé denn auch höchst erfreut und stolz über die Leistungen seiner „Kücken“. Die Arbeit, die er mit diesen jungen TänzerInnen gemacht hat, tragen jedenfalls reiche Früchte, und die Zukunft des Wiener Staatsballetts steht auf sehr soliden Beinen.

„Junge Talente des Wiener Staatsballetts“ am 2. Juni 2015 an der Volksoper Wien. Weitere Vorstellungen am 9. und 17. Juni sowie in der nächsten Saison am 7., 21. Jänner und 10. Februar 2016

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