Da muss die Hypophyse gar nicht das Wiegenlied vom Tod (© Erste Allgemeine Verunsicherung) spielen. Es genügt schon, a) länger als bis 22 Uhr munter gewesen, b) schlecht drauf, c) irgendwie komisch, d) mit der Gesamtsituation unzufrieden zu sein, um nicht aus dem Haus zu wollen.
Die Zoologie hat das Tier schon sehr früh als „Inneren Schweinehund“ klassifiziert. Er legt sich einem im Bett sehr gerne schwer über beide Beine, blockiert die Haustür, schaut einem aus dem Trainingsrucksack traurig entgegen – kurz: er mag nicht.
Nur wenige aus meinem Freundes-/Bekanntenkreis behaupten, dieses Vieh noch nie kennengelernt zu haben. Im Gegenteil: Die meisten bezeichnen ihn als ihren treuesten Begleiter.
Um sich von ihm loszureißen und ins Tanzstudio zu kämpfen, braucht es eine sehr gefestigte Persönlichkeit und sehr angenehme oder bedrohliche Perspektiven, etwa „nette Leute treffen“, „nichts Neues versäumen“, „keine Fehlstunden aufgebrummt bekommen“. Sobald man über den Schweinehund mit einem großen Schritt hinweggestiegen ist, warten ja meist ohnehin Freude, Körper-Hochgefühl, Bewegungslust.
Würde ich als alter spätberufener Tanzender die Checklisten meines Unvermögens oder der befürchteter Hürden vor jeder Stunde abarbeiten, wäre ich verloren und brächte keinen Fuß mehr aufs Parkett. Ähnlich verhält es sich, setzt man sich mit den möglichen Wehwehchen, die einen quälen könnten, auseinander. Merke: Wer beim Laufen oder Springen stets die Schwere seiner Beine spürt, hat noch nicht begriffen, dass ihn die Erde gerne locker trägt.
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