Das Wiener Adelsprädikat für gefeierte Darsteller – der Artikel „der“ oder „die“ vor dem Nachnamen – verlieh die Stadt Ismael Ivo schon bald. „Der Ivo“ gehörte sehr rasch nicht nur der heimischen Künstlerschaft, sondern auch dem öffentlichen Leben an. Die folgende Frage allerdings, nach welcher Zeitspanne ein Ausländer zum „Wiener“ mutiert – im konkreten Fall zu einem „Wiener Brasilianer“ – ist nicht so leicht zu beantworten. Ein Dritteljahrhundert braucht es dafür gewiss nicht!
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Angesichts des ungemein eindrucksvollen „Bewegungstheaters“, das heute auf Sprechbühnen zu sehen ist und das in auffallendem Kontrast zur zeitgenössischen Tanzszene steht, die oft den Körper in Form von Denkfiguren an den Kopf delegiert und Bewegung dem Nichts überlässt, erinnert man sich an die vielfach dokumentierte Körperkunst des Johann Nestroy. Die festgehaltenen Rollenbilder und Kommentare der Zeit bezeugen nämlich, dass man sich denkend durchaus geformt, dazu auch körperlich ausdruckskräftig bewegen kann.
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Macht man sich – weltweit gesehen – auf die Suche nach unverwechselbaren Tanzstilen, so wird man nicht so leicht fündig. Gewiss haben Klassischer wie Moderner Tanz nationale oder persönlichkeitsbezogene Stile entwickelt, dass aber ein einziger Stil besonders herausragt, trifft nur selten zu. Wien ist anders! Hier hat nicht nur Grete Wiesenthal nach 1900 zu tänzerischer Unverwechselbarkeit gefunden, sondern in der Folge auch Tänzerinnen, die diesen Stil weiterführten. Eine dieser Persönlichkeiten – Hedi Richter – feiert am 2. Juni 2016 ihren 80. Geburtstag.
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Die Auswirkungen, die die Einführung des elektrischen Lichts auf Konzeption und Präsentation des Bühnentanzes hatte, sind – bislang noch völlig unerforscht – von grundlegender Bedeutung. An Hand des Bühnentanzgeschehens im Prater soll aufgezeigt werden, dass die Einführung des elektrischen Lichts, genauer: die Möglichkeit, die Bühne voll ausleuchten zu können, besonderen Einfluss auf die räumliche Konstruktion einer Szene oder eines ganzen Werks hatte.
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Gemäß dem gesellschaftlichen Stand, dem sie angehörten, waren den „Praterblüten“ verschiedenste Formen zu eigen. Gestalt und Gehabe konnten einfach, vulgär, süß, bürgerlich oder vornehm sein. Gemeinsam war ihnen der Tanz. Selbst ausgeführt oder als Zuschauer genossen, war es der Tanz – in unterschiedlichsten Manifestationen –, der die Besucher des Praters miteinander verband. In einer Betrachtung der vor 250 Jahren erfolgten Öffnung des Wiener Praters vom aristokratischen zum öffentlichen Raum gebührt ihm also ein erster Platz.
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Die Behauptung, John Crankos Ballett „Onegin“, das das Wiener Staatsballett im Februar und März 2016 tanzte, hätte auf die große Märzpremiere – „Le Corsaire“ – vorbereitet, würde wohl einigermaßen überraschen. Eine Verbindung zwischen den beiden Werken existiert aber tatsächlich: Der Autor des Buches, das Tatjana beim Öffnen des Vorhangs liest, ist nach Puschkin Lord Byron! Und schnell wird klar, dass beide Herren, Onegin wie auch der Korsar Konrad, freilich unterschiedlich nuanciert, als „homme fatal“ ähnlichen Charakters sind.
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„Across, not Over“ heißt ein Tanzstück von Preethi Athreya, das im Rahmen von „[Trans]Asia Portraits“ demnächst in Wien zu sehen ist. Ein Anlass, auch an eine eminente Wiener Persönlichkeit zu erinnern, die in Zusammenhang mit indischer Kunst von weltweiter Bedeutung ist: Stella Kramrisch. Ursprünglich Tänzerin in der frühen Zeit des Wiener Freien Tanzes, ging sie nach Indien, um dort an der Universität indische Kunst zu lehren. Ihre zahlreichen Bücher dazu sind noch heute Grundliteratur auf diesem Gebiet.
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In der Ausstellung, die die Wiener Staatsoper zum 60. Jahrestag der Wiedereröffnung des Hauses im November 1955 im Gustav Mahler-Saal ausrichtete, befand sich auch ein wahrhaft bemerkenswertes Zeitdokument. In beinahe gruseliger Weise dokumentiert dieses Foto die gesellschaftliche Stellung der Frau in eben diesen Jahren: Auf der Fotografie nämlich, die einen Teil der Zuschauer zeigt, ist keine einzige Frau zu finden! Das heißt also: Von den für die Sitzordnung der Festvorstellung Verantwortlichen wurde keine Frau für würdig befunden, in diesem Abschnitt des Hauses zu sitzen.
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Die Vielzahl neuer klassisch orientierter Choreographien, die seit 2000 auf institutionalisierten Bühnen zu sehen war, ließe vermuten, dass der Bühnentanz, der auf alter Ordnung aufbaut, in voller Blüte steht. Ein zweiter Blick auf ebendiese Kreationen, die von den großen Ballettensembles der Opernhäuser vorgestellt werden, kann aber kaum verhehlen, dass es diesen neuen Werken an künstlerischer Kraft fehlt. Sich glatt und verbindlich gebend, bieten sie im besten Fall Tänzerinnen und Tänzern Gelegenheit, ihren Beruf auszuüben. Dieses Verharren auf ein und demselben Standpunkt, das augenscheinliche Unvermögen sich weiterzuentwickeln, lässt einmal mehr die Frage aufkommen: Ist das Ballett – nach unzähligen diesbezüglichen Prognosen – nun tatsächlich tot?