„In – Out“ nennt Elio Gervasi sein jüngstes Stück, das als temporeiche Alternative zu den eher statischen „views in process“ von Doris Stelzer das Festival „Österreich tanzt“ im Festspielhaus St. Pölten eröffnete. Zwei Tänzerinnen (Kenia Bernal Gonzales, Leonie Wahl) und ein Tänzer (Salvatore La Ferla) zeigen mit fließenden Bewegungen und in stets neuen Formationen Annäherung und Zurückweisung, Harmonie und Missklang in einem sich stets verändernden Beziehungsgeflecht.
Ineinander verschlungen zu dreidimensionaler Architektur und wieder getrennt, jede für sich, bewegen sich die drei TänzerInnen, alle erfahrene Mitglieder von Gervasis Team, in nie enden wollendem Austausch. Immer wieder löst sich eine Tänzerin aus dieser Verflechtung, bewegt sich allein, sich selbst genug, mit ausdrucksvoller Gestik. Gervasi setzt die Tänzerinnen bewusst in ihrer unterschiedlichen Körpersprache ein. Wahl, expressiv und verinnerlicht; Bernal Gonzales, ein mitreißender Wirbelwind, dem die Augen kaum folgen können. Und doch entsteht eine Bewegung aus der anderen, wird an die Partnerin /den Partner weitergegeben, indem Kontakt aufgenommen, Vertrauen aufgebaut wird. Mit seinen drei TänzerInnen hat Elio Gervasi eine reiche Vielfalt von Bewegungsformen erarbeitet, die unerschöpflich scheint.
Albert Castello unterlegt diesen fulminanten Pas de trois sparsam mit Alltagsgeräuschen, Markus Schwarz geht ebenso gedämpft mit dem Licht um. Am Ende hat man sich arrangiert, die Kostüme (Ricardo Cosendey) werden gewechselt; das Trio wirft sich in bunte Farben. Der Konsens ist hergestellt, die Konkurrenz ausgetragen, die Synthese gefunden. Aus zeitweiligem Gegeneinander hat sich ein Miteinander entwickelt. Alles in Butter.
Ein kompaktes Stück, dass keine Wünsche offen lässt und zeigt, dass Elio Gervasi auf der Bühne des zeitgenössischen Tanzes in Österreich eine bemerkenswerte Position einnimmt.
Elio Gervasi: "In – Out", Österreich TANZT im Festspielhaus St. Pölten, 26. Mai 2010