Mit einer Coverversion von Steve Paxtons „Goldberg Variations“ konnte der slowenische Tänzer Jurij Konjar das Publikum begeistern. Das in einem Ausstellungsraum des Leopoldmuseums getanzte Solo wird zur intimen Begegnung mit der Musik und einer verinnerlichten meditativen Performance.
In den 80ern des vorigen Jahrhunderts hat der amerikanische Tänzer und Choreograf Steve Paxton mit seiner Solo-Improvisation zu Johann Sebastian Bachs Klavierwerk „Goldberg-Variationen“ Furore gemacht. Inspiriert war der Erfinder der Kontaktimprovisation von Glenn Goulds hoch im Kurs stehenden Interpretation des Bachschen Werkes. Später hat Paxton sein spontan entstandenes Solo mehrmals für die Videokamera getanzt, sodass sich die Bewegungsabläufe immer mehr verfestigt haben. So war es auch Jurij Konjar, für den nach einem Unfall die von Glen Gould eingespielten Goldberg-Variationen zum Heilmittel wurden, möglich Paxtons Performance genau zu studieren. „Seit 2009 ist mir die Improvisation der Goldberg-Variationen zu einer Art Freund geworden, mit dem ich jeden Tag Zeit zu verbringen versuche. Durch Improvisation und die immer neue Beschäftigung mit dem Video habe ich die Fragen, die auftauchten, überprüft und mir die Freiheit gelassen, auftauchende Lücken mit meiner eigenen Fantasie und meinen eigenen Erkenntnissen zu füllen.“
Konjar bietet keine genau Kopie von Paxtons Performance, andererseits ist auch wenig Neues, Innovatives zu sehen. Die Musik beherrscht den Raum und den Körper.
Im blauen T-Shirt und dunkler Hose tanzt Konjar die 30 Variationen wie in Trance. Vorsichtig sucht er zur einleitenden „Aria“ seinen Platz, misst mit Armen und Beinen den (ziemlich großen) Bühnenraum aus und versinkt nahezu in der Musik. Goulds in Fugato und Kanon über die Tasten tanzenden Finger bedingen Spiel bedingen den Tanz des Körpers: Steigen und Fallen, Drehen und Beugen, Innehalten und Schwingen. Konjar schließt oft die Augen und umhüllt sein Solo mit klösterlichem Ernst und frommer Innigkeit. Die Musik dringt in seinen Körper, sein Körper ist die Musik. Bescheiden, nahezu verschämt verlässt er während des finalen Da Capo der Aria den Raum. Ein ausgezeichneter Tänzer zeigte seine schöne Seele. Wir sind ergriffen.
Jurij Konjar: Goldberg Variations, 19. November, Leopold Museum