Die Programmreihe „Scores“ mit Vorlesungen, Dialogen und Performances verfolgt einen experimentell-theoretischen Ansatz. Die Übergänge zwischen den Formaten sind fließend. Sabina Holzer etwa wählt den Monolog, ihre Performance ist ein Vortrag.
Sie stellt sich mit ihrem Namen vor, wie es Vortragende tun, und endet mit einem „Thank you“. In der dazwischen liegenden Stunde folgt eine Abhandlung (auf englisch), die von einem Thema zum anderen springt: Von den Entstehungsmythen Europas, über religiöse Dogmen, über Zwangsverheiratung und Zwangsprostitution bis zur Sphinx. In ihrer Rede webt Holzer phonetische Wortspiele ein, manchmal kommt ihre Stimme aus dem Computer, aus dem auch tagespolitische News-Clippings zum Arab Spring tönen. „Approaching Myself as a Stranger“ nennt die Performerin ihre im Programmheft postulierte Annäherung an „das Leben / die Erfahrung von Frauen aus arabischen Ländern“. Körperlich ist diese Exploration zaghaft bewegt, meist steht sie oder liegt sie. Wenn sie vom Körper spricht, dann in Allgemeinplätzen wie „the body grants existence ...“ oder poetisch: „body – nothing full, no filled space ... spatial space“. Höhepunkt der Performance ist eine Verwandlung: Holzer zieht ihre Jeans aus, (unter der sie einen Rock trägt), wickelt sie zu einem Hijab um den Kopf und versucht sich an einer Ululation. Ansonsten bleibt der Vortrag trocken, emotionslos und ist ebenso oberflächlich wie die Headlines in den Medien. Der Protest, den Scores N° 4 zum Motto erhoben hat, hat hier eine starke Tendenz zur Nabelschau.
Sabina Holzer "Approaching Myself as a Stranger" im TQW/Studios, 10. Dezember 2011
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