Auch die Erste Solotänzerin Maria Yakovleva durfte sich, nach Liudmila Konovalova und Olga Esina mit dem Wiener Staatsballett im Klassiker „Dornröschen“ als Prinzessin Aurora präsentieren. Mit ihr tanzten Erika Kovácova und Alena Klochkova ihr Rollendebüt als böse Fee Carabosse und gute Fliederfee. Fünf der sechs Feen, einige Begleiter und die verzauberte Prinzessin waren in dieser dritten Etappe der Serie ebenfalls neu besetzt.
Fast einer Prüfungssituation ausgesetzt waren die Tänzerinnen der beiden Antagonistinnen im Feenreich. Erika Kovácova (Carabosse) tanzt noch im Corps de Ballet; Alena Klochkova (Fliederfee) ist bereits Halbsolistin. Zwei große schöne Frauen, die im Kampf gegeneinander Würde bewahrten und erfolgreich die beiden Idealbesetzungen (Dagmar Kronberger, Ketevan Papava) ersetzten, auch wenn Klochkova anfangs noch allzu hektisch mit den Armen wedelt. Papava erfreute übrigens in dieser Aufführungsvariation als Fee. Mit dem eleganten Shane A. Wuerthner tanzte sie die Lebensfreude und versprühte diese, wie als Carabosse in den Vorstellungen zuvor ihren aus Gekränktheit genährten Rachedurst.
Als die restlichen fünf Feen (Allegorien der Gaben, die sie der kleinen Prinzessin Aurora zur Taufe überreichen) durften sich zum größten Teil Tänzerinnen aus dem Corps ausprobieren. Die sehr junge Prisca Zeisel stakste als Fee der Schönheit noch etwas storchensteif über die Bühne, während Reina Sawai als Fee des Gesanges ihren Sonderapplaus mit präzisen Trippelschritten und flatternden Armbewegungen besonders verdient hat. Auch Anna Shepelyeva (die sich bereits als Rotkäppchen bewährt hat) als liebliche Fee der Bescheidenheit und Ludmila Trayan als energische Fee der Lebhaftigkeit haben ihre Gaben sicher und voll Grazie überreicht.
Im zweiten Akt war das Publikum munter genug, um den Auftritt der Aurora wie es sich gehört mit einem Sonderapplaus zu begrüßen. Die zierliche Maria Yakovleva, schon als Erscheinung eine echte Rosenprinzessin, legte sich als Teenager noch etwas Zurückhaltung auf, als sei die Geburtstagsfreude durch die zahlreich anwesenden Gäste etwas gedämpft. So richtig aus sich heraus tanzte sie erst als Vision des Prinzen, verlockend aber unnahbar, und war im letzten Akt auf der Höhe ihres Könnens, technisch einwandfrei von zauberhafter Ausstrahlung. Nicht geringen Anteil daran hatte Vladimir Shishov, als Prinz für sämtliche Prinzessinnen, ein verlässlicher und starker Partner; als Solist ein wahrer danseur noble mit einem hinreißenden Grand jeté en tournant.
Verblüffend in seiner Technik auch diesmal Denys Cherevychko als Blauer Vogel mit Solotänzerin Natalie Kusch als kongeniale Partnerin. Ebenfalls in neuer Besetzung, der Pas de quatre des letzten Aktes. Dass Davide Dato, wie schon als Blauer Vogel mit Irina Tsymbal, auch weniger eifrigen Ballettbesucherinnen nicht nur durch Technik sondern auch durch heitere Bühnenpräsenz auffällt, darf Kennerinnen nicht verwundern. Jedoch war ihm Ioanna Avraam eine ebenbürtige Partnerin und auch das zweite Paar, Franziska Wallner-Hollinek und Richard Szabó (alle vier HalbsolistInnen) tanzten ihre Variationen mit Bravour. Mit dieser Besetzung war auch das Publikum mehr als zufrieden und spendete dem Corps wie den SolistInnen langanhaltenden Applaus.
„Dornröschen“, 4. Vorstellung der Serie in der Staatsoper am 28. Dezember 2011.
Die nächste Vorstellung in dieser Besetzung findet am 3. Jänner 2012 statt.