Schunkeln gehört dazu, zum Schlager und auch zur Volksmusik, denen sich Doris Stelzer in „lass uns träumen“ choreografisch angenähert hat. Und so schwanken zu Beginn auch die goldenen Rahmen, in denen sich die beiden TänzerInnen Valerie Oberleithner und Ondrej Vildár im Laufe einer knappen Stunde zu so manch lieblichem Foto aufstellen werden.
Ein Jodler, ein Tänzchen, eine lange Sequenz, in der das Duo von einem Fuss auf den anderen tritt, um sich in einen Traumzustand zu wiegen. Langsam gehen sie aufeinander zu, umschlingen einander und bilden mit einem Port de Bras ein Herz – Foto! Dazu tönt leise ein Schlager aus den Lautsprechern. Doch Stelzer nervt uns nicht mit der Schablonenmusik, sondern evoziert die Schnulzenseligkeit vielmehr über tonloses Playback – als hätte man beim „Musikantenstadl“ den Ton ausgeschaltet –, Walzer tanzen, Schifahrer-Posen und Flugübungen – wenn die TänzerInnen mit ausgebreiteten Armen über die Bühne rennen. Dem rotkarierten Outfit wird mit einem goldschimmernden Kleid und einer goldenen Fliege der Stempel der Feierlichkeit aufgedrückt, und das Publikum darf mitschunkeln.
Ondrej Vildár ist ganz (dunkelhaariger) Hansi Hinterseer mit treuem Rehblick. Valerie Oberleitner hat ihren Charakter in der Sparte „etwas verkrampfte Zicke“ gefunden und bildet damit einen netten Kontrast zum coolen Sunnyboy. Schmalz und Sentimentalität wirken im Rahmen dieser zeitgenössischen Tanzperformance natürlich lang nicht so peinlich wie das Original. Auch wenn (oder vielleicht: weil) das Stück dicht am Klischee bleibt und keine neue Perspektive auf das Phänomen „Schlager“ bietet, zeigte sich auch hier ein Großteil des Publikums amüsiert-aufgeräumt.
Doris Stelzer „lass uns träumen“, am 3. Februar im Tanzquartier Wien, Studios