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imp jillianpenaDie eine, Jillian Peña, kommt aus New York, die andere, Ane Kaler, aus Wien und lebt in Berlin. Mit den Arbeiten, die sie 2014 im ImPulsTanz Festival gezeigt haben, langweilen sie gleichermaßen. An Kaler steht selbst auf der Bühne mit vier Männern; Choreografin Jillian Peña bleibt im Hintergrund.

Mitunter ist der Unterschied zwischen Performances in der jungen ChoreografInnen vorbehaltenen Reihe [8:tension] und dem Hauptabendprogramm von ImPulsTanz nicht zu erkennen. So war Jilian Peñas „Polly Pocket“ den „Young Choreographers' Series“ zugeordnet, während An Kalers „Contingencies” im Kasino am Schwarzenbergplatz ohne Pickerl zu den Erwachsenen gezählt worden ist. Beide Künstlerinnen nahmen 2009 am DanceWEB Scholarship Programm von ImPulsTanz teil. So wirklich unterschiedlich sind ihre Arbeiten nicht.

Schwunglos. Kaler zeigt einen Abschnitt aus der Serie „Contingencies / Unvorhergesehenes“, Improvisationen über Stehen, Gehen, Fallen, Liegen, Rutschen, Trockenschwimmen, Taumeln, Balancieren. Vier Männer stehen zu beginn mit dem Gesicht zur wand, fangen allmählich an sich zu bewegen, die Gesichter trübselig, gelangweilt. Die Frau (Kaler selbst) bleibt abseits, während die Männer immer wieder versuchen, sich aufeinander zuzubewegen. Irgendwann verknäueln sie sich alle, die Frau versucht dazu zu gehören. Gelingt nicht. Das schlappe Gehen, das Schwanken der Gestalten mit immer wieder hilflos ausgestreckten Armen erscheint, wie offensichtlich gewollt, mehr als zufällig. Keinerlei Struktur ist zu erkennen, kein Konzept. Das Licht (Design: Bruno Pocheron) geht aus und an, aus und an. Was beeinflusst was? Das Licht die Bewegung? Die Bewegung die Scheinwerfer? Vielleicht sollte ich nachlesen. Die theoretischen Erklärungen beanspruchen vier Seiten im Programm. Ich verstehe, dass ich fünf PerformerInnen im Probenbetrieb gesehen habe.

Bunt im Gleichschritt. Ansprechender ist (für kurze Zeit) die Choreografie von Jillian Peña, die ihr Stück für zwei Tänzerinnen und einen Tänzer nach einer kleinen Plastikpuppe, „Polly Pocket“ benennt. Diese bunt gekleidete blonde Polly ist die junge Cousine der vollbusigen Barbie und kommt ebenfalls aus Amerika. Ihre Farbenfreudigkeit spiegelt sich in den Kostüme der Mitwirkenden wieder (Reid Bartelme), die in Orange, Blau und Hellgrün miteinander korrespondieren. Miteinander zu korrespondieren versuchen auch die TänzerInnen. Anfangs zu zweit (Alexandra Albrecht, Andrew Champlin), später im Trio (mit Kyli Kleven).  imp jillianpena2

Alle drei haben offensichtlich eine Ballett-Ausbildung und zeigen dies in artigen Pas de deux und trois. Das Grundprinzip sind jedoch die synchron ausgeführten Bewegungen, die sie nebeneinander, hintereinander, einander als Geschwister an den Händen haltend, Abklatschen spielend, dann wieder als mögliches Liebespaar mit Bussi, spiegelgleich ausführen. Dazu wird gezählt, gemeinsam skandierend und ohne Unterlass. Eine kleine Abwechslung bietet Andrew (immer wieder reden die beiden einander mit dem Vornamen an), der mit seinem eigenen Video tanzt; einen Bruch, wenn Kyli auftaucht und die Zweisamkeit stört. Am Ende aber, nach wiederholtem Abzählen, reichen sie einander die Hände. Auch ein Dreier ist möglich.

Da bin ich (nicht als Einzige) längst abgedriftet. Eine Performance, die für zwanzig Minuten gereicht hätte, dauert 60. Viel zu lang und ziemlich „freaky“ wie (ein anderer) Andrew nach der Vorstellung feststellt. Auch in Peñas Programmschrift gibt es allerhand Theorie: Vom „Marxismus“ lese ich da und von „Psychoanalyse“, von „Queer Theory“ und von der „ganz privaten Welt“. Gelesen heißt nicht gesehen.

An Kaler: „Contingencies“, Uraufführung, 29. Juli 2014, Kasino am Schwarzenbergplatz im Rahmen von ImPulsTanz.
Jillian Peña: Polly Pocket“, 31. Juli 2014, Odeon, im Rahmen von ImPulsTanz [8:tension].