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finzipascaDas internationale Festival für Straßenkunst und Figurentheater bringt seit mehr als 15 Jahren im August Bewegung in das hie und da, da und dort doch etwas sommerträge Graz. Und es bringt nicht nur Schwung, sondern auch Öffnung hin zu unbekannten, zu neuen, zu zum Teil unterschätzten Kunstformen (wie etwa dem Cirque Nouveau oder der Clownerie von Leandre), oder aber auch zu solchen, denen eher nur von kleineren Gruppen Kunstinteressierter Beachtung geschenkt wird.

Auch zeitgenössische Tanzformen gehören in diesen Bereich und so war es besonders erfreulich, im La Strada Programm 2014 einige Tanz-Schwerpunkte registrieren zu können: offensichtliche, versteckte und solche im weitesten Sinne. Überdies war an drei Abenden in einer aus diesem Grunde für den Verkehr gesperrten Innenstadtstraße „Open Dance“ zu Livemusik angesagt: in Kooperation mit der Tango-Baustelle Graz offerierten Eddie Luis und die Gnadenlosen-XL einen Abend lang Salonmusik, die Zygos Brass Band importierte eine Nacht lang New Orleans-Feeling und schließlich forderten der großartige Christian Bakanic und Mala Junta mit ihrer Kombination aus argentinischem Tango und europäischer Volksmusik das regionale Tanzbein heraus.

Einen Höhepunkt aus dem Bereich Bühnentanz bot bereits die Eröffnungsvorstellung von der Compagnia Finzi Pasca (Kanada/Schweiz) im Grazer Opernhaus mit der Österreichpremiere von „La Verita“: Auch wenn der Vorhang, ein Original Salvador Dalis, viel Aufmerksamkeit auf sich zog, die fein durchchoreographierte Bilderflut meisterhaft präsentierter moderner Akrobatik, eng verzahnt mit der Poesie des zeitgenössischen Tanzes fanden unverzüglich die ihr zustehende, begeisterte Beachtung. Wenn im Fluss schwebender Bewegung freudvolle Achtsamkeit, ja Zärtlichkeit gegenüber dem Tanzpartner – ob Person oder Gerät – aufs delikateste sichtbar und fühlbar wird und den Zuseher hineinzieht in diesen tänzerischen Flug, dann hier. Dass der thematische Faden, der um Dali gewoben werden soll, nicht die wirklich notwendige Zugkraft hat oder reißfest ist, tritt dabei weitgehend in den Hintergrund.bistaki

Ein weiteres Ereignis ganz besonderer Tanz-Art war durch Le Collectif G. Bistaki bei ihrer „Cooperatzia – Le Chemin“ zu erleben. Die „Tanzformationen“ der Romanischen Tondachziegel (bekannt auch als Mönch &Nonne) feinfühlig-kraftvoll in Bewegung gesetzt und angeleitet von fünf g’standenen Männern, muss man gesehen (und gehört!) haben - angesiedelt zwischen zarten, lichtunterstützten Installationen einerseits und machtvollem, verspieltem, verträumtem wie auch aggressivem Agieren andererseits. Dass auch der Humor nicht fehlt, was übrigens auch für Finzi Pasca gilt, gibt noch ein Quäntchen Qualität dazu.

Die Schweizer Asphalt Piloten versuchen grafisch, musikalisch und tänzerisch urbane Texturen zu erkunden. Da werden mit Klebebändern in Höchstgeschwindigkeit Flächen in zeichnerischer Art gestaltet. Vorerst ist man fasziniert, durch Wiederholung verliert dies allerdings an Biss und lässt insbesondere einen tieferen kreativen Umgang mit der jeweiligen Fläche vermissen; Ähnliches gilt auch für den intendierten site-spezifischen Tanz: an diesen Improvisationen muss noch gearbeitet werden, um tragend Individuelles zu vermitteln. Das Gesamtkonzept wäre es vielleicht wert und die spontane Konfrontation mit Tanz für ein Laufpublikum ebenso.

Choreographische bescheiden präsentierte sich auch die IGTanz Produktion: Positiv anzurechnen ist zwecks „Abholen“ eines neuen Publikums der Aufführungsort im nicht konfliktfreien und sicher nicht tanzaffinen Volksgarten . Wissen um Bewegung und große Worte bei der Ankündigung ( „Eine lockende, lustvolle, verführende Performance, die ein buntes Szenario von Kulturen kreiert, Freiräume schafft und Barrieren überwindet“) machen aber ein zu einfaches Konzept und mangelhafte Ausarbeitung noch nicht wett. Da haben die „Stühle in Bewegung“ in einem Arrangement von Eddie Luis mehr Charme und Überraschungspotential, auch wenn in diesem Fall fehlendes Bewegungskönnen das Spartenübergreifende zu hinterfragen veranlasst. Auf jeden Fall aber offeriert der fast 40köpfige Grazer Chor Nota Bene niveauvolle Gesangsinterpretationen und ließ damit den Funken überspringen, der auch sonst in diesem Festival alle Sinne tanzen lässt.

LaStrada Graz, 1. bis 9.August 2014, www.lastrada.at

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